Der vergessene größte Erfolg

Wolfgang Winheim
Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Wagner ist heute noch überzeugt, dass man beim 1:6 am Schuhwerk scheiterte.

von Wolfgang Winheim

über das kleine Finale vor 60 Jahren

Der niederländische Trainer Louis van Gaal nennt das Spiel um Platz drei unnötig. Endete es aber erfolgreich, dann machte es die Beteiligten doch stolz. Vor allem, wenn sie aus einem kleinen Land kamen und der dritte Platz als größter Erfolg in die nationale Fußballgeschichte einging. So wie Österreichs 3:1-Sieg vor 60 Jahren im kleinen Finale gegen Uruguay. Umso mehr ärgerte es Theodor "Turl" Wagner und Alfred Körner, "dass wir immer nur auf das 1:6 gegen Deutschland angesprochen werden."

Jeden Freitag ist der 86- jährige Wagner, dessen Vereinstreue Jahrzehnte der Meidlinger Wacker gegolten hatte, Gast beim Oldies-Treff vom 88-jährigen Rapidler Alfred Körner im Hanappi-Stadion. Und jeden Freitag wird über Fußball diskutiert. Und wie das war, als bei der WM ’54 zunächst Schottland 1:0, die Tschechoslowakei 5:0 und nach einem 0:3-Rückstand Gastgeber Schweiz noch 7:5 geschlagen wurden.

Wagner erzielte in der Hitzeschlacht von Lausanne drei Tore. Nur im Semifinale gegen Deutschland rutschten er und seine zehn Teamkollegen im wahrsten Sinne des Wortes aus.

Es regnete in Strömen in Basel. Und Wagner, der später ein Schuhgeschäft führte, ist heute noch überzeugt, dass man beim 1:6 am Schuhwerk scheiterte. Körner nickt.

"Die Deutschen haben damals erstmals von Adidas profitiert. Und von den richtigen, austauschbaren Stoppeln. Wir hingegen haben auf dem tiefen, nassen Boden überhaupt keinen Halt gehabt. So wie die Ungarn."

Und so wie den Ungarn, behaupten Körner und Wagner, hätten die Deutschen auch ihnen mit gezielten Attacken die Schneid abgekauft. "Denn der Sepp Herberger, ihr Teamchef, hat gesagt: Nur mit Härte kannst die Österreicher schlagen."

Tatsächlich konnte Alfred Körner nach einem Tritt des Verteidigers Jupp Pospischal nur noch mithumpeln (ein Spielertausch war 1954 nicht erlaubt) und später im Match um Platz drei nicht mehr mitwirken. Und tatsächlich sei auch der geniale Ungar Ferenc Puskas im Finale von den späteren deutschen Weltmeistern, sagt Körner, auf ähnliche Weise "entschärft" worden.

Vom Ballkönnen her, sagt Wagner, hätte der WM-Endstand "1. Ungarn, 2. Österreich, 3. Uruguay, 4. Deutschland" lauten müssen. Aber schon damals seien eben die Deutschen besser vorbereitet gewesen.

Der vergessene größte Erfolg
Spiel basel

Gegen Uruguay schien für die Österreicher dann wieder die Sonne. Auf trockenem Zürcher Boden wurde das 3:1 gegen Uruguay trocken nach Hause gespielt.Obwohl neben Alfred Körner (Wagner: "Er und sein BruderRobertwaren das beste weltbeste Flügelpaar") auchErnst Happelfehlte, während aufseiten des südamerikanischen Titelverteidigers "Superstopper"Santamariadie Abwehr dirigierte. Santamaria wechselte bald danach zu Real Madrid. Wagner hingegen wurde per ÖFB-Statut ein Wechsel ins Ausland verboten. Immerhin konnten er und seine Teamkollegen ihr Bronze versilbern.

Die WM-Prämie betrug 34.000 Schilling (umgerechnet 2470 Euro). Alfred Körner: "Damit hab ich mir sofort mein erstes Auto gekauft: einen VW Käfer."

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