Der seltsame Unterschied

Wolfgang Winheim
Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Für den eigenartig frühen Cup-Beginn besteht indes noch Erklärungsbedarf.

von Wolfgang Winheim

über einen aufgelegten Elfer für Spötter

Heute, noch 48 Stunden vor dem WM-Finale, beginnt in Österreich mit dem Cupbewerb schon wieder die Pflicht-Spielsaison. Ein aufgelegter Elfer für Spötter, denn ein Vergleich mit der WM kommt allein schon wegen der provinziellen Schauplätze einem Kulturschock gleich.

Der kleine Wiener "Schlager" ViennaAustria finde immerhin auf der Hohen Warte statt, die in den 30er-Jahren als der größte Sportstätte auf dem Kontinent galt. Die schönste Naturarena ist die Kultstätte der 120 Jahre alten Vienna, sofern ihr Platzwart mit dem Mähen nachkommt, heute noch.

Das Match wird von ORF plus übertragen. Allerdings nur mit 12 Kameras. Und nicht mit 36 wie jedes der WM-Spiele. Bleibt die Frage, ob dem TV-Konsumenten von der Bildregie aus Brasilien auch alles gezeigt wird. Oder ob zuweilen die Zensur der FIFA dominiert.

Der Schwenk zu WM-Tribünen ermöglicht ein Blick auf – gleichgültig ob lachend oder weinend – durchwegs sympathische Gesichter. Während hierzulande auf diversen West- und Osttribünen aggressives Gschau dominiert.

Auch sitzen, wie sogar beim Semifinale in São Paulo am abwechselnd orangen und blau-weißen Outfit der Zuschauer unschwer zu erkennen war, Freund und Feind friedlich nebeneinander. Im Vereinsfußball ist das leider schon undenkbar. Nicht nur in Österreich.

In der Champions League muss strikt getrennt werden zwischen Heim- und Gästefans. Und nicht selten fliegen Raketen zwischen den verfeindeten Blöcken hin- und her.

Wie unterschiedlich das Benehmen der Fans von Nationalteams und Klubs ist, zeigte sich schon 2008 bei der Heim-EM in Österreich. Daran hat sich bis heute nichts geändert, wie Innenministerin Johanna Mikl-Leitner bestätigen kann.

Heute kommt es in Wien zu einem Sicherheitsgipfel mit hohen UEFA-Funktionären, bei dem ÖFB-Präsident Leo Windtner stolz verkünden wird, dass es bei Österreichs Heimspielen in der letzten WM-Qualifikation 220.000 Zuschauer, aber keine einzige Festnahme gab.

Für die nächste EM-Quali wurden schon 32.000 Dreier-Abos verkauft. Für den eigenartig frühen Cup-Beginn besteht indes noch Erklärungsbedarf. Einerseits tut der ÖFB den Spielern nichts Gutes, wenn er sie mitten im WM-Boom kicken lässt. Andererseits sollten wir Journalisten bedenken, dass der nationale Cup mit seinen vielen kleinen Vereinen nicht nur dazu ist, um über ihn zu lästern, sondern um auf breiter Basis Sport zu betreiben.

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