Abgezockt

Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Im Gegensatz zum Fußball spielt der Tennisverband beim Play-Fair nicht mit.

von Wolfgang Winheim

über den Play-Fair-Code

Wer begeht das erste Foul, wer schießt den ersten Eckball? Ab sofort bieten Österreichs Buchmacher solche, manch kickende Spitzbuben zu Absprachen nahezu herausfordernden Wetten nicht mehr an. Das berichtet Günter Kaltenbrunner nach einem Treffen mit den größten nationalen Wettbüros. Der Ex-Internationale und spätere Rapid-Boss ist seit 2012 Präsident des von Kanzleramt plus sieben Ministerien unterstützten Play-Fair-Code. Ein Verein, der von einem kleinen Büro im dritten Wiener Bezirk aus um die Integrität im Sport kämpft und dafür mit dem European Fair Play-Award ausgezeichnet wurde.

Die Mittel von Play-Fair- Code sind limitiert. Die Schätzungen , wie viele Euros mit illegalen Sportwetten jährlich umgesetzt werden, schwanken indes zwischen 500 und 2000 Milliarden (kein Druckfehler).

Die Mafia hat längst ein spezielles Scouting aufzogen. Nur wird von ihr nicht nach Balltalenten Ausschau gehalten, sondern nach Sportlern, die für Spielsucht anfällig , labil oder in Geldnöten sind. Wer sich einmal mit Zockersyndikaten einlässt, wird stets erpressbar sein.

Kaltenbrunner weiß,

...dass Wett-Mafiosi und notorischen Spielern wurscht sein wird, was vernünftige Buchmacher hierzulande beschließen;

... dass asiatische Syndikate nach wie vor zur Online-Wetterei auf (manipulierte) europäische Nachwuchs- und Unterhausspiele animieren werden;

und, dass es Überzeugungsarbeit erschwert, wenn von FIFA-Bonzen mit korruptem Beispiel vorangegangen wird.

So präsentiert man im Play-Fair-Code-Büro ein Video, das zeigt, wie der nigerianische Tormann Austin Ejides in einem WM-Testländerspiel 2014 gegen Schottland einen bereits fest gehaltenen Ball mit erkennbarer Absicht ins eigene Tor schlug. Diese Partie galt schon im Vorfeld basierend auf Monitoring für die britische Polizei als potenzielles Manipulationsziel. Der Tormann wurde von der FIFA für die WM in Brasilien trotzdem akkreditiert.

In Österreich, wo der Fall Sanel Kuljic (5 Jahre Haft für den 20-fachen Teamspieler) inzwischen auch was Positives – nämlich abschreckende Wirkung – hat, wurden die Gesetze strenger. Kaltenbrunner: "Allein eine nicht gemeldete Wahrnehmung genügt, um sich strafbar zu machen." Er setzt auf Prävention. Dazu schwärmen seine Mitarbeiter nicht nur zu Fußball-Spitzenklubs aus. Soeben ist die Eishockey-Bundesliga der Vereinigung beigetreten, der neben Fußball, Hand-, Volleyball , Tischtennis und Peter Schröcksnadels Skiverband angehören. Auch auf Resultate dieser Sportarten kann gewettet werden.

Nur der Tennisverband war bisher nicht bereit, für 5000 Euro Jahresbeitrag Play-Fair-Code-Mitglied zu werden. Was bei Kaltenbrunner Befremden auslöst. Zumal gerade auf dem Centre Court, wo konträr zum Kicken maximal zwei Personen das Resultat beeinflussen können, ein Wettbetrug viel leichter zu inszenieren scheint.

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