Damen auf der Überholspur

Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Verglichen mit den meisten Herren fahren Lindsey Vonn, Tina Maze und Anna Fenninger in einer höheren Liga

von Wolfgang Winheim

über den Skisport

Fast-Weltcupsieger Marcel Hirscher zieht vor Vielleicht-Weltcupsiegerin Anna Fenninger seinen mit dem Giebelkreuz verzierten Helm. "Sie fährt im Riesenslalom genau so schnell wie wir Männer", sagt Hirscher. Was der höfliche Marcel nicht sagt:

Dass die Damen kürzere Skier mit geringeren Radien als die Männer fahren dürfen, was den Damen erlaubt, auf der Kante elegant durch die Kurve zu ziehen, während Ted Ligety und Co. seit der Materialreform driften und mehr Kraft aufwenden müssen. Die Knieverletzungen, glaubt Hirscher, seien weniger geworden. "Dafür haben die Rückenleiden zugenommen."

Selbst Nachwuchshoffnungen wie Manuel Feller mussten die ganze Saison pausieren. Und von den Oldies hat ohnehin ein jeder sein Kreuz mit dem Kreuz. Trotzdem wird die Zahl der Rücktritte nicht so groß sein wie nach einem WM-Winter erwartet. Mit Didier Défago und Mario Matt sagten bisher nur zwei in die Jahre geratene Olympiasieger und mit Marion Rolland nur eine (Ex-) Weltmeisterin sowie Olympiasiegerin Dominique Gisin Adieu.

Dass Bode Miller, 38, seine Ausrüstung versteigert, habe – so Insider – nichts zu besagen. Auch Ivica Kostelic hat sich noch nicht geoutet. Und Benjamin Raich, 37, gab bisher weder seinen Rücktritt noch einen Hochzeitstermin mit Marlies Schild bekannt. Trainer schließen nicht aus, dass Raich noch eine Saison anhängt, zumal ihm Rennfahren immer noch Spaß macht. Finanziell hat der Pitztaler längst ausgesorgt. Viele, vor allem ausländische, Konkurrenten können das nicht behaupten. Sie machen angesichts mangelnder Alternativen weiter, solang es ein Gratis-Leihauto, die Chance auf einen Sponsor und ein paar Tausend Euro von der Skifirma gibt.

Verglichen mit den meisten Herren fahren Lindsey Vonn, Tina Maze und Anna Fenninger in einer höheren Liga. Fenningers deutscher Manager kann es sich leisten, Deutsche-Bundesliga-Maßstäbe anzulegen und Annas Sponsor beim Vertragspoker zu reizen. Durchaus möglich, dass sie morgen – im Gegensatz zu Hirscher – zum letzten Mal mit dem Giebelkreuz vom Podest lächelt.

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