Arm und Reich – die Kluft wird immer breiter

Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Seither können selbst Konjunktiv-Stars utopische Summen verdienen

von Wolfgang Winheim

über das Bosman-Urteil

Kitzbühel lockt selbst in der Nachsaison. Die Stadt am geschwollenen Kamm wird bis Mittwoch Nabel der Sportwelt sein. Und Wien? Dort überstrahlt Rapid im Moment alles. Beim Sportklub indes gehen die Lichter aus.

Kurzschluss

Der Rekordmeister strebt einen Rekord beim Lukrieren von Geldgebern an. Fast täglich wartet Rapids PR-Abteilung mit einer Erfolgsmeldung auf. Die aktuellste: Osram wird Flutlichtsponsor. Sechs Kilometer vom Hütteldorfer Stadion-Rohbau entfernt sieht’s finster aus. Kurzschluss, Kabelbrand. Seither funktioniert die alte Lichtanlage am Sportklub-Platz nicht mehr. Dem Traditionsklub fehlen Geld und Kompetenz zur Reparatur. Die (platzbesitzende) Gemeinde plagen in Vorwahlzeiten andere Sorgen. Dabei verfügen die Schwarz-Weißen über einen ausländerfreundlichen, sozial engagierten Anhang, der optimal zur Ideologie vom Rot-Grün regierten Rathaus passt.

Lichtgestalten

Wie auch immer der Schlager zwischen Bayern und Dortmund heute ausgeht – ihre Bosse Karlheinz Rummenigge und Hans Joachim Watzke können in Kitzbühel weiterdiskutieren. Oder weiterstreiten. Hauptthema wird dort allerdings die "Zukunft des Sports" sein. Dafür wurden von Franz Beckenbauer und Maria Höfl-Riesch’ Manager-Gatte mit IOC-Präsident Thomas Bach, Deutschlands Fußballbund-Präsident Wolfgang Niersbach, Juventus-Präsident Andrea Agnelli, Real- Vize Pedro Lopez Jimenez, Ex-Formel-I-Weltmeister Mika Häkkinen, Rallye-Weltmeister Sebastien Ogier hochkarätige Gäste eingeladen. Allein schon die Liste der Promis, die ihr Kommen zugesagt habe, garantiert dermaßen viel PR, dass Beckenbauer und seinem Manager Marcus Höfl eine Ehrenmedaille der Tourismuswerbung zusteht.

Schattenseiten

Um die finanzielle Zukunft der Kicker geht’s der internationalen Spielergewerkschaft FIFPro. Um zu erreichen, dass Vereine nicht einmal mehr dann, wenn der Spieler noch vertraglich an sie gebunden ist, Ablösegeld für einen Vereinswechsel verlangen dürfen, ließ FIFPro- Generalsekretär Theo van Seggelen eine Klage beim europäischen Gerichtshof einbringen. Nicht nur dem (burgenländischen) Generalsekretär der (31) europäischen Ligen, Georg Pangl, und dem heimischen Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer graut bei der Vorstellung, dass die FIFPro bei der EU recht bekommt. Weil dann der Fußball endgültig zum Wanderzirkus verkommt, in dem sich kleinere, nur dank Spielerverkäufen überlebende Klubs überlegen werden, ob sie sich eine Nachwuchsarbeit überhaupt noch antun sollen.

Dunkelziffern

Bis vor 20 Jahren hatten Klubs selbst dann Ablöse für einen Spieler kassiert, wenn dessen Vertrag abgelaufen war; bis zum Herbst 95, als dem Durchschnittskicker Jean Marc Bosman, dem Lüttich nur gegen eine Bezahlung von 600.000 Euro den Wechsel zu Dünkirchen erlauben hatte wollen, ein folgenschwerer Sieg beim EU-Höchstgericht gelang. Seither können selbst Konjunktiv-Stars utopische Summen verdienen. Doch im Gegensatz zu unzähligen Kickerkollegen und Managern hat Bosman vom Bosman-Urteil kaum profitiert. Das Jahr 2013 verbrachte der Belgier nach Zahlungs- und Alkoholproblemen gar im Gefängnis.

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