So ein Tanz!

So ein Tanz!
Ballsaison: Sie will eine Nacht durchtanzen, er aber ist bekennender Ballmuffel.
Gabriele Kuhn

Gabriele Kuhn

Michael Hufnagl

Michael Hufnagl

Somit wird die Idee eines Ballbesuchs zur Ball-Last.

von Gabriele Kuhn

über die Szenen einer Redaktionsehe.

Sie

Ich vermute, Sie kennen das: Der Moment, wo plötzlich dieses Gefühl in der Luft liegt, alle haben Spaß, nur man selbst nicht. Gerade wieder. Alles schmeißt sich in die Ball-Panier, nur wir bleiben in Stricksocken und Jogging-Jopperl vor dem Fernseher hocken und betreiben exzessives Serienschauen, garniert mit Salzbrezerln.

Ball und Lust?

Zugegeben, ich bin keine wahnsinnig gute Tänzerin, was mich mit dem Mann nebenan eint. Aber einmal ein bisserl Ballluft schnuppern, schön sein, Sekt schlürfen, durchmachen, das hat was. Nicht alle Jahre wieder, aber wenigstens alle fünf Jahre wieder. Das Problem ist – Sie brauchen nicht lange zu rätseln – er. Er, der, so der O-Ton, „sich keinen Wolf tanzen möchte“. Das Wort „Ball“ darf nur dann in einem Atemzug mit „Lust“ ausgesprochen werden, wenn es 22 männliche Menschen und eine Lederkugel meint. Alles andere ist für Fadian Hufnagl undenkbar, somit wird die Idee eines Ballbesuchs zur Ball-Last. Und ich selbst, samt meiner Ambitionen, mich optisch zu inszenieren und die Diva zu geben, zu Ballast. Also folgt das Suppenkaspar-Prinzip Nein, meine Suppe ess ich nicht in der Hufi-Version: Nein, so einen Ball will ich nicht. Seine Ansagen dazu: Glaubst, ich zahl für ein Paarl Frankfurter so viel wie für eine Sushi-Platte beim Edeljapaner? Glaubst, dass ich dir im engen Smoking den Dreivierteltakt-Dodel mach’? Fix nicht. Also werde ich auch heuer wieder meinen einzigen Ballbesuch solo absolvieren: als Couch-Potato vor dem Fernseher, wenn am Donnerstag der Opernball läuft. Während er garantiert irgendein unbedeutendes Dritt-Liga-Matcherl aus Hinterkofferbrunn ausgraben wird, um es auf dem Laptop mit glänzenden Augen zu verfolgen. Ganz woanders. Ohne mich. Und justament.

Twitter: @GabrieleKuhn

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Er

Meine Frau hat im Zuge ihrer immerwährenden Anti-Muffel-Strategie nichts unversucht gelassen. Vor einigen Jahren schleppte sie mich sogar unter dem Vorwand, es würde sich um eine Recherche für eine Reportage handeln, in eine Tanzschule zu einer Art Blitzkurs. Wo sich zahllose Ballergiker mehr oder weniger freiwillig dem Credo unterwarfen: „Wie ich lerne, meiner Partnerin nicht auf die Zehen zu steigen, mir dabei aber auf keinen Fall anmerken lasse, dass ich mich auf nix anderes konzentriere.“ Der Abend endete im Desaster. Und ich hätte es mir nach diesem gemeinsamen Abenteuer auf dem Trampelpfad am liebsten von einem Walzer-Notar beglaubigen lassen: Kuhn und Hufnagl auf dem Tanzparkett, das passt so gut wie Barbie und Ken als Testimonials für Natur pur.

Die Diva

Da ich aber zu jener offenbar vom Aussterben bedrohten Art von Partytigern gehöre, die den Besuch eines Balls ohne jede Lust auf Wiegeschritt und Kurz-Kurz-Lang-Codes in die Kategorie Sinnlosigkeit einordnet, verstehe ich auch genau 27 Jahre nach meiner letzten Mitternachtspolonaise nicht, was ich dort soll. Leider hat die Liebste immer noch diese unvorhersehbaren Diva-Attacken. Das heißt, plötzlich steht sie mit diesem Spezialgesicht vor mir, das mir mit bedrohlicher Seligkeit vermittelt: Lass uns durch die Nacht schweben, nicht an ein Morgen denken und das Leben tief einatmen!

Ja, eh. In diesen Augenblicken ist meine größte Kunst gefragt, also Reden schwingen statt das Tanzbein. Daher sage ich: „ House of Cards? Mit Fußmassage?“ Und sie sagt: „Jö! Okay!“

Unsere nächsten Paaradox-Auftritte: 15. 2., 13. 3., 3. 4. und 25. 4. im Wiener Rabenhof, 17. 2. in Mödling (Stadtgalerie), 4. 3. in St. Pölten (Bühne im Hof), 15. 4. in Melk (Tischlerei).

Twitter: @MHufnagl

www.michael-hufnagl.com

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