Trio Infernale

Trio Infernale
Vieles zwischen Frau und Mann wäre viel einfacher, gäbe es SIE nicht.
Gabriele Kuhn

Gabriele Kuhn

Michael Hufnagl

Michael Hufnagl

Der Mann nebenan und ich leben seit Monaten in einer Dreier-WG mit einer gewissen S.

von Gabriele Kuhn

über die Szenen einer Redaktionsehe.

Sie

Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich darüber reden soll. Nun ist mein Entschluss gefasst – bitteschön: Ja, der Mann nebenan und ich leben seit Monaten in einer Dreier-WG mit einer gewissen S. Das ist nicht einfach für mich. Die S. ist prall, aber immer noch das, was man als „vollschlank“ bezeichnet. Und die S. ist jung. Sehr jung. Der Mann nebenan nennt das auch gerne „neu“ und „unverbraucht“. Außerdem liebt die S. jegliche Form sportlicher Betätigung, was zur Folge hat, dass er dieses Luder zu jedem Tennismatch mitschleppt. Und zwar in! die! Männergarderobe! Was mich aber noch mehr magerlt: Die S. ist überall dort, wo wir auch sind – im Wohnzimmer, im Arbeitszimmer und, ähem, im Schlafzimmer. Und wenn’s ganz übel läuft, stolpere ich über sie, weil sie deppert auf dem Boden herumkugelt.

Grenzenlose Intoleranz

Das Traurige daran: All mein Flehen, der Mann nebenan möge die S. endlich in den Keller bemühen, mündet in einer Streiterei. In der wirft er mir meine grenzenlose Intoleranz vor und dass ich ein Riesentheater wegen genau nix mache: Ich verstehe überhaupt nicht, was du immer hast, es kann dir doch völlig wurscht sein, ob die da ist oder nicht. Zumal ich sie so gut wie jeden zweiten Tag brauche. Mag sein. Aber mich macht die S. nervös. Wie komme ich dazu, dass sie meinen Lebensraum dauerbelagert? Dass ich am Esstisch sitze und sie beobachten muss, wie sie vor sich hinstinkt? Dass sie sich nicht einmal vertschüsst, wenn Gäste kommen, und ich sie dann eigenhändig rausschmeißen muss? Kleiner Trost: Ich bin mit dem S-Problem nicht alleine. Erst unlängst lamentierten drei Damen darüber. Und wir fanden, es sei höchste Zeit für die Gründung der Interessens-AG Männer, die ihre S wie Sporttasche nicht wegräumen, sind das absolut Letzte.

facebook.com/GabrieleKuhn60

Twitter: @GabrieleKuhn

Er

Ja, es ist mühsam. Ich betone: Wirklich! Mühsam! Ginge es nach meiner Frau, dürfte mein Leben aus nichts außer mir selbst bestehen. Und selbst das ist gar nicht so sicher. Ob Handy oder Hemden, Zahnbürstel oder Zeitungen, Fernbedienung oder Flaschen – ganz egal, sie ist der landesweit gefürchtete Alles-muss-weg-Typ. Sie erinnert mich diesbezüglich immer an Pumuckl, der unsichtbar wurde, ehe ein Mensch, der nicht Meister Eder hieß, seiner ansichtig werden konnte. Bei ihr ist es „das Zeug“ (= meine Sachen), das „ständig“ (= gelegentlich) „irgendwo“ (= eh immer am selben Platz) „herumkugelt“ (=unauffällig in einer Ecke steht oder liegt). Und das idealerweise in der Sekunde unsichtbar werden müsste, sobald es ins Blickfeld von Jägerin Kuhn fällt. Seit Neuestem ist es halt die Sporttasche, deren unverschämter Hang zum Falschparken mit gnadenloser Strafanzeige („Die blöde Kuh g’hört in den Keller!“) geahndet wird. Dabei macht sie ein Gesicht, als würde ich ihr als perfider Duftikus meine benutzten Tennissocken unter den Kopfpolster legen.

Gedankenlosigkeit

Und es ergibt sich der immer gleiche Dialog. Sie: „Ich glaub’ langsam, du machst das absichtlich.“ Ich: „Geh bitte, red nicht so einen Unsinn.“ Sie: „Dann ist es Gedankenlosigkeit.“ Ich: „Na genau. Oder völlige Verblödung.“ Sie: „Auch leicht möglich.“ Ich: „Nein, es ist nur schlicht und einfach wurscht.“ Sie: „Aha, so ist das, ich bin dir also wurscht.“ Unzulässige Verknappungen sind ein Spezialgebiet meiner Frau. Aber wehe, ich würde so reagieren, nur weil sie be!harr!lich! ihre Jacken, Schals oder Taschen an die Türgriffe meines Kastens hängt. Sich darüber aufzuregen, wäre dann natürlich „total lächerlich“, weil „das kann man doch bitte überhaupt nicht vergleichen“. Hab’ ich schon „Wirklich! Mühsam!“ gesagt?

Twitter:@MHufnagl

Übrigens: Wir haben die „Szenen einer Redaktionsehe“ für die Bühne neu arrangiert. Zu sehen ist die Inszenierung am 27.11. im Wiener Rabenhof, www.rabenhoftheater.com.

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