Lärm in der Leitung

Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Telefonieren ist retro - eine Kulturtechnik der Prä-Smartphone-Epoche. #RUFMICHNICHTAN

von Birgit Braunrath

über den World Mobile Congress in Barcelona

Mobilfunk-Vordenker aus aller Welt sitzen derzeit in Barcelona zusammen – auf der größten Messe der Branche. Im Vorjahr kamen mehr als 93.000 Besucher. Und man fragt sich: Wieso machen die keine Telefonkonferenz? Vielleicht, weil das Telefonieren vom Aussterben bedroht ist.

Galt ein Anruf im Zeitalter der Wählscheibe noch als dringlich, so gilt er heute als aufdringlich. Oder, wie es der Ericsson-Chef in Barcelona ausdrückte: „Wir haben 100 Jahre daran gearbeitet, Menschen per Telefon miteinander sprechen zu lassen – und jetzt ist Sprachtelefonie nur noch so etwas wie Lärm in der Leitung.“ – Texte mir, aber #RUFMICHNICHTAN.

Telefonieren gilt als retro, als Kulturtechnik der Prä-Smartphone-Epoche. Natürlich braucht der Mensch trotzdem weiterhin sein Telefon. Mehr denn je. Er muss ja messagen, mailen, posten, chatten, shoppen, Zeitung lesen, fernsehen, Termine verwalten, sein Essen fotografieren, Musik hören, Wetter, Routen und Aktienkurse studieren, die Welt retten ... Aber anrufen? Das wäre ja fast so analog, wie auf einer Messe Menschen zu treffen und mit denen zu reden.

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