Große und kleine Oper

„ Bayreuth darf nicht zum Intrigantenstadl werden“, mahnt die Süddeutsche Zeitung angesichts neuer, lustiger Streitigkeiten rund um die Richard-Wagner-Festspiele. Das ist ein amüsantes Missverständnis. Denn deshalb gibt es Bayreuth ja: um ein Intrigantenstadl zu sein. Bayreuth ist eine Skandalproduktionsstätte mit angeschlossenem Opernbetrieb. Die Kämpfe zwischen Regisseuren, Dirigenten und Mitgliedern der Familie Wagner interessieren die meisten Menschen mehr, als die Opernaufführungen, die dort quasi nebenbei auch noch gefertigt werden (die letzte Inszenierung, die breite Wahrnehmung fand, der „Jahrhundertring“, ist auch schon 39 Jahre her).

Bayreuth gilt als Ersatz-Königshaus, und Königshäuser haben eben die Aufgabe, möglichst ununterbrochen Thronfolger und bunte Schlagzeilen hervorzubringen.

Damit sind wir, gewagter Sprung, beim ORF. Dieser ist kein Königshaus. Dass er derzeit öfter machtpolitische Operetten produziert statt gutem Programm, ist, vorsichtig formuliert, bemerkenswert.