Geschäft mit Peinlichkeit

Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Wir leben in einer Zeit, in der das Megapeinliche als die wichtigste Nachricht des Tages gilt.

von Guido Tartarotti

über die Hochzeit des Baumeisters

Was tut man, wenn man die Hochzeitsshow des Baumeisters, Zitat, als "peinlich", "megapeinlich", "Grusel" sowie "zum Fremdschämen" empfindet? Genau: Man widmet der Baumeisterhochzeit fünf Seiten plus den Blattaufmacher, wie es eine Gratiszeitung tat. Wir leben in einer Zeit, in der das Megapeinliche als die wichtigste Nachricht des Tages gilt, in der man vor lauter Fremdschämvergnügen verlernt hat, sich selber zu schämen. In der man, wenn man darauf hinweist, dass etwas Megapeinliches eben peinlich und nicht lustig ist, als Spaßverderber gilt, der beim Lachen nicht einmal die Kellertüre offen lässt.

Jedenfalls wissen wir jetzt, dass der Baumeister beim Jawort mitteilte, seine Leidenschaft brenne "schärfer als Gulaschsaft", und dass die Braut beim Jawort einen Lachkrampf erlitt – sie wird schon wissen, warum. Im Interview teilte die Baumeistersgattin, Frau Sp. (Name der Redaktion entfallen), mit, sie wolle nicht, dass ihr Gatte "belächelt" werde. Frau Sp., da haben Sie etwas falsch verstanden: Belächelt zu werden ist seine Geschäftsgrundlage.

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