Was soll man schreiben?

von Guido Tartarotti

über Reden und Schweigen.

Was ist die angemessene Reaktion auf eine so furchtbare Geschichte? Gibt es eine? Ist die Bezeichnung „furchtbare Geschichte“ nicht empörend, weil sie dem Geschehen in keiner Weise gerecht wird? Was heißt hier überhaupt „gerecht“? Ist Schweigen möglich oder doch nur Kapitulation vor dem Lärmen?

Soll man in Facebook, dieser Gefühlsaufblähungsanstalt, seine Gedanken artikulieren, auf die Gefahr hin, dass Worte dort oft plump klingen, in der Hoffnung, in einer Art Gemeinschaft eine Art Geborgenheit zu finden? Soll man sich dort in den Kampf um die Deutungshoheit über Emotionen begeben mit jenen, die finden, Trauer aus zweiter Hand sei heuchlerisch und unpassend, weil sie die Opferzahlen gegen höhere Opferzahlen anderswo auf der Welt aufrechnen? Oder soll man auf Twitter Zuflucht suchen, in dieser Informationsbrüllmaschine, wo die Illusion genährt wird, dass man alles bewältigen könne, was man beschreiben kann?

Was soll man schreiben, wenn man nur Fragen hat, keine Antworten?

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