Das Gewächs

Andreas Schwarz

Andreas Schwarz

Wo Bärlauch drin ist, ist jeder andere Geschmack draußen, gnadenlos.

von Andreas Schwarz

über Bärlauch

Der Vorsatz, diesen Platz hier als Bärlauch-freie Zone zu erhalten, also sich nicht an der jährlichen Debatte der Bärlauch-Umarmer und Bärlauch-Hasser zu beteiligen, ist nicht zu halten. Bitte um Pardon. Denn im heutigen KURIER (Seite 20) findet sich eine Ode an das Wildkraut, das "nicht nur Bären gut tut", sondern, in verspeister Form: antibakteriell wirkt, viele Vitamine enthält, eine Freud’ für Herz, Kreislauf, Magen und Darm ist, Blutdruck und Cholesterin-Spiegel niedrig hält, zudem Kopfweh, Schwindel und Müdigkeit beseitigt. Kurzum: ein Geschenk der Natur, ein Gewächs für ein längeres Leben.

Ja eh. Nur jede Speise, der es beigegeben ist, bringt es um!

Wo Bärlauch drin ist, ist jeder andere Geschmack draußen, gnadenlos. Kein Huhn, kein Erdäpfel, nix überlebt. Nur der Geschmack von Bärlauch. Am Gaumen. Auf Stunden. Nicht abzuschütteln. Weshalb der hier erblühte Schüttelreim vom letzten Frühling erneuert sei: Lieber hunger’ ich mit Leerbauch, als ich ess’ etwas mit Bärlauch. Schluss der Debatte, bis nächstes Jahr vielleicht.

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