Wer nichts hat, der kann auch nicht verzichten.

von Guido Tartarotti

über das Statussymbol "Verzicht".

Wenn man nicht weit draußen auf dem Land lebt, ist der Verzicht aufs Auto keine große Sache. Der Autor dieser Zeilen trennte sich vor drei Jahren spontan von seinem Auto und hat diesen Schritt nie bereut. Im Gegenteil, er hat Zeit, Geld, Lebensqualität gewonnen.

Mühsam ist es nur zur Fastenzeit, wenn plötzlich alle „Auto-Fasten“ betreiben. (Auto-Fasten bedeutet nicht, auf den Verzehr von Autos zu verzichten, sondern sein Auto stehen zu lassen.) Aber wie kann man sein Auto stehen lassen, wenn man gar keines hat? Soll man sich ein Auto kaufen, damit man dann darauf verzichten kann? Verzichten ist heute ein Statussymbol – wer nichts hat, der kann auch nicht verzichten. Es macht ja auch auch wesentlich mehr Spaß, einen Porsche Cayenne stehen zu lassen als einen alten Zweiergolf.

Verzicht schärft die Sinne, er hilft, zwischen wesentlich und unwesentlich zu unterscheiden. Außerdem fördert er die Kreativität: Meerschweinchen wurden früher aufgrund ihres Namens als fischähnlich eingestuft und durften deshalb in der Fastenzeit gegessen werden.

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