Könnte man vielleicht wieder einmal ideologiefrei über die musikalische Qualität der Hymne diskutieren?

von Gert Korentschnig

über Andreas Gabaliers Version der Bundeshymne

Eine Debatte an sich ist nie falsch, auch nicht eine heftig geführte Kontroverse. Wenn dahinter das hegelianische Prinzip der Dialektik steht, dass man sich mithilfe von These und Antithese zur gemeinsamen Synthese weiterentwickelt. Schlimm ist nur, wenn Debatten dazu da sind, Klischees zu bedienen, Gemeinplätze festzuschreiben und Fortschritt zu verhindern.

Andreas Gabalier hat beim Absingen der Bundeshymne nur die Söhne gewürdigt, die (mittlerweile gesetzlich festgeschriebenen) Töchter aber gezielt ausgelassen. Nun könnte man darüber debattieren, ob man Hymnen wirklich gendergerecht umschreiben muss. Der Autor dieser Zeilen etwa ist der Ansicht, dass es schön wäre, wenn man es nicht müsste, dass solche Signale jedoch wichtig sind, solange es Diskriminierung in vielen Bereichen gibt (sich zu einem Plädoyer fürs Binnen-I hinreißen zu lassen, fällt wesentlich schwerer).

Abgesehen von persönlichen Haltungen: Problematisch wird es dann, wenn sich jemand wie Gabalier bei repräsentativen Anlässen über Gesetzesbeschlüsse hinwegsetzt und diese auch noch infrage stellt. Dass viele Österreicherinnen und Österreicher seine Ansicht teilen, legitimiert die antiparlamentarische Einstellung nicht.

Nur so nebenbei: Könnte man vielleicht wieder einmal ideologiefrei über die musikalische Qualität der Hymne diskutieren? Sie klingt fast immer, als würde sie auf einem alten Plattenspieler abgespielt werden, der Antriebsprobleme hat.

Kommentare