Ungerechte Bevorzugung von Radlern

Doris Knecht

Doris Knecht

Soll Ampel-Rot für Radfahrer nicht mehr gelten? Die Frage wird auch in Deutschland diskutiert. Es sei "Zeit für eine modernere Verkehrspolitik", schreibt etwa die deutsche WirtschaftsWoche. Es brauche Privilegien für Radfahrer: Stoppschilder sollten Radfahrer nicht zum Anhalten und Absteigen zwingen, sondern für sie nur bedeuten, dass der Querverkehr Vorrang hat. Bei roten Ampeln wiederum sollten Radfahrerinnen anhalten müssen, aber nicht das Ende der Rotphase abwarten. Denn die Straßenverkehrsordnung orientiere sich bis heute "nur am Primat des motorisierten Individualverkehrs". Das müsse man ändern.

So ist es. Es geht in der Verkehrspolitik, auch wenn dieser Fakt offiziell gerne unterschlagen wird, längst nicht mehr darum, den Autofahrern Freude zu machen. Tatsächlich kann moderne Verkehrspolitik nur dann erfolgreich sein, wenn man den Autofahrern möglichst wenig Freude und viel Ärger macht, also Gründe schafft, auf umweltverträglichere, stadtfreundlichere Verkehrsmittel umzusteigen.

Wenn das ständige Vortragen und Argumentieren guter Gründe für den Umstieg auf Rad und Öffis nicht reichen, müssen eben schlechte, unangenehme Gründe konstruiert werden: Das innerstädtische Autofahren wird möglichst langsam, schwierig und unattraktiv gemacht. Man zwingt also Autofahrerinnen und Autofahrer durch absichtlich zugefügte Unbill dazu, die Entscheidung, jede noch so unsinnige Mini-Strecke mit dem Auto zurückzulegen, zu überdenken. Und macht stattdessen Radfahren, Öffis und Zufußgehen attraktiver, in dem man diese Verkehrsteilnehmer in scheinbar ungerechter Weise bevorzugt.

Dass es funktioniert, zeigen Städte wie Kopenhagen, sowie der langsam wachsende Radverkehrsanteil und die steigende Attraktivität des Zufußgehens in der Stadt.

Beides soll weiter gedeihen. Einerseits, in dem man, wie diese Woche angekündigt, das Rad-Netz weiter ausbaut. Andererseits durch mutmaßlich unfaire Maßnahmen. Aber. Siehe oben.

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