Netrebko & Springsteen

Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Das darf man schon als Sensation bezeichnen, ohne sich der beliebten Journalistensünde der Übertreibung schuldig zu machen.

von Guido Tartarotti

über die "Il Trovatore"-Übertragung

Das darf man schon als Sensation bezeichnen, ohne sich der beliebten Journalistensünde der Übertreibung schuldig zu machen: Die Übertragung der Oper „Il Trovatore“ von den Salzburger Festspielen hatte bis 23.00 Uhr stabil um die 300.000 Zuschauer, den ersten Akt sahen sogar 347.000. Damit war die Oper (abgesehen von Nachrichten und Sendungen im Nachrichtenumfeld) an diesem Tag das begehrteste ORF-Angebot.

Das ist deshalb so bemerkenswert, weil Oper ja als Quotengift gilt: Menschen, die anstatt zu töten, zu sterben oder Geschlechtsverkehr zu betreiben, vier Stunden lang darüber singen, dass sie all das gerne täten, wenn sie nur endlich mit dem Singen fertig wären – da läuft der Großteil des TV-Publikums schreiend davon. Dass es diesmal anders war, liegt sicher am Netrebko- (und Domingo-) Faktor. Stars und Festspiel-Glamour ziehen immer (noch höher wäre die Quote, würde man Netrebkos Trennungen und Verlobungen live übertragen).

Noch wesentlich unübersichtlicher als das Privatleben der Stars ist übrigens die Handlung von „Il Trovatore“ – sie liest sich wie die Storyline einer gewagten Seifenoper. Vielleicht ist die Oper auch deshalb fernsehtauglich.

Aber auch für Fans anderer Musikrichtungen war es ein gelungener Fernsehtag: ORFIII zeigte großartige Rockkonzerte, mit der zum Weinen komischen und zum Lachen traurigen Doku „Springsteen & I“ als Höhepunkt.

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