Sie sollten sich aber die Frage stellen, ob sie an die eigene Zukunft glauben

von Philipp Wilhelmer

Über Medien, die sich in den Denkmalschutz flüchten

Es ist bezeichnend, dass die beiden pulsierenden Zentren des ORF in Wien zumindest teilweise unter Denkmalschutz stehen. Da wäre die Trutzburg Küniglberg, die der große Gerd Bacher bezog: Er bürste von dort aus die Medienorgel des Landes auf Selbstbewusstsein und verhaltenen Krawall.

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk, Bacher, der Bau von Roland Rainer: Immer, wenn es um Grundsätzliches im ORF ging, wurde verlässlich auch die (Bau-)Geschichte bemüht. Über Jahrzehnte deutete man auf diese Art einen Nutzbau zum Baujuwel um. Als Alexander Wrabetz den ORF nach St. Marx übersiedeln wollte, wurde der Küniglberg von seinen Getreuen verteidigt, als plane jemand, den Stephansdom zur DM-Filiale umzuwidmen.

Der ORF blieb nach politischen Manövern am Berg. Dafür erwischt es jetzt den Clemens-Holzmeister-Bau in der Argentinierstraße (Porträt Seite 40), der im Austrofaschischmus gebaut wurde und seither eine über dunkle Epochen hinausreichende hohe architektonische Qualität beweist. Ö1 ist noch dort, FM4, das Landesstudio Wien und das RadioKulturhaus.

Künftig sollen Radio und Fernsehen gänzlich auf den Küniglberg ziehen, was in den Ohren der Funkhaus-Fans so klingt, als würde man das Programm damit gleich ausradieren. Ein Missverständnis. Weder das vielgerühmte Ö1 wird von einer örtlichen Neuaufstellung bedroht, noch das lobenswerte FM4. Medien, die sich unter den Denkmalschutz flüchten wollen, sollten sich aber die Frage stellen, ob sie an die eigene Zukunft glauben.

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