Böhmermanns Kunst

Philipp Wilhelmer

Philipp Wilhelmer

Präziser hat die Schnittstelle von Kunst und Politik noch keiner bespielt: Der ZDF-Satiriker Jan Böhmermann fordert mit seinem Schmäh-Gedicht das demokratische Selbstverständnis von Kanzlerin Angela Merkel genauso heraus wie das autokratische Ego des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan. Die Causa erhob sich von Beginn an über reine Geschmacksfragen (darf man einen Staatsmann wirklich der Sodomie bezichtigen?), sondern legte offen, in welch tragischer Parallelität deutsche und türkische Politik operieren: Der in Flüchtlingsfragen verbündete Erdoğan, in dessen Abhängigkeit sich Merkel begab, dezimierte zeitgleich ungehindert die Meinungs- und Pressefreiheit in seinem Land.

Kann man sich solche politischen Partner leisten? Man hätte sich die Frage durchaus gründlicher stellen können, so viel zeigt der Satirestreit. Dass der Fernsehkomiker Böhmermann mit den Folgen seiner untergriffigen Beschimpfung die schonungslose Antwort lieferte, belegt indes nichts weniger als den hohen Wert seiner Kunst.

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