Stimmungstöter

Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Nichts ist im Moment leichter, als über den nationalen Kick zu lästern

von Wolfgang Winheim

über Fußball in Österreich

Nichts ist im Moment leichter, als über den nationalen Kick zu lästern. Der Dienstagabend gibt zumindest jenen 327.000 Personen, die in Österreich über ein Sky-Abo verfügen, vermutlich wieder reichlich Gelegenheit dazu. Wenn sie ab 18.30 Uhr die Liga-Nachtragsspiele Neustadt – Rapid bzw. Grödig – Altach live miterleben können, ehe der Pay-TV-Sender anschließend mit Bayern – Manchester City und Chelsea – Schalke hochkarätige Champions-League-Kost serviert.

Der Vergleich kann, nein, er muss ernüchternd ausfallen. Randvolle prächtige Fußball-Tempel in München und London, von halb leeren Stahlrohrtribünen umrahmte bessere Vorstadtwiesen in Neustadt und Grödig, wo zudem nur halb so viele Kameras wie auf den Champions-League-Schauplätzen postiert sind.

Ich wette: Liefen die Millionenstars von München, Manchester, Chelsea oder Barça mit falschen Bärten, Pappnasen und den Dressen von Neustadt, Admira oder Grödig auf unseren Provinzplätzchen ein – zwei Drittel der Zuschauer würden angesichts der österreichischen Tristesse nicht erkennen, dass es sich um die weltbesten Ballkünstler handelt.

Jedoch: Solange Österreich in der Champions League bloß Zaungast und von vier möglichen Kandidaten nur Red Bull Salzburg in der Europa League vertreten ist, käme es Selbstbetrug gleich, die Ursachen für das Stimmungstief ausschließlich beim morbiden Umfeld zu suchen.

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