Fahrlässig

Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Er soll Eltern zu denken geben, die in ihrem Herzbuam einen zweiten Messi sehen und ihn abseits vom Spielfeld von jeglichen Pflichten befreien

von Wolfgang Winheim

über arbeitslose Fußballer

Die Spielergewerkschaft schlägt unabhängig vom 1. Mai, vom bevorstehenden Tag der Arbeit, Alarm. Fast 100 ihrer zahlenden Mitglieder sind ohne Job. Ohne Verein. Ohne Perspektiven. Das Schicksal der zur Passive gezwungenen Profis wird kaum aufregen, bilden sie doch eine verschwindende Minderheit unter den 466.000 Arbeitslosen in Österreich. Der Aufschrei des Spieler-Syndikats ist auch nicht dazu gedacht, um Mitleid zu erregen. Er soll vielmehr Eltern zu denken geben, die in ihrem Herzbuam einen zweiten Messi sehen und ihn abseits vom Spielfeld von jeglichen Pflichten befreien.

Zwar wird in den Akademien gut gearbeitet. Zwar schaffen es mehr Nachwuchsauswahlen denn je zu einer EM oder WM. Zwar erhalten speziell bei Rapid mehr Junioren als noch zur Jahrtausendwende eine Chance im Profi-Kader. Trotzdem ist’s fahrlässig, auf Schule oder Lehre zu verzichten. Weil pro Jahr und Bundesliga-Klub nur zwei, drei Akademieabsolventen an den Futtertrog gelangen können. Und weil selbst von diesen vermeintlich Glücklichen etliche, sobald sie 23, 24 sind, wieder aussortiert werden, zumal jüngere, billigere nachrücken. Und dann?

Die Zeiten sind vorbei, in denen staatsnahe Betriebe ausrangierten Kickern zu Protektions-Jobs verhelfen konnten. Und in denen Büroleiter akzeptierten, dass ein prominenter Aktenträger mehr verdiente als er. Heute gilt: Wo der Existenzkampf beginnt, endet die Fußballliebe.

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