Blatter im Ruhestand

Bernhard Hanisch

Bernhard Hanisch

Was er sicher nicht tut? Sich fürchten.

von Bernhard Hanisch

über Sepp Blatter

Was wird Sepp Blatter den ganzen lieben langen Tag so machen? Ein Nickerchen? Fein speisen? Einfach nur an der eigenartigen Linie seines Fußball-Weltverbandes entlangpromenieren?

Was er sicher nicht tut? Sich fürchten. Blatter negiert bekanntlich beharrlich seine Pensionsreife und will am 29. Mai mit knapp 80 die Regentschaft als FIFA-Präsident verlängert wissen. Die fünfte Amtsperiode ist sein Ziel. Eigene Unabkömmlichkeit entspringt seiner Einbildung. Er habe schließlich noch etwas zu erledigen, meint er. Was, bleibt Inhalt jener Spekulationen, die Blatter schon seit geraumer Zeit in zwielichtige Ecken drängen.

Das wiederum erregt die Masse des Fußballvolks und den Europäischen Verband ganz besonders. Also sollte bis 29. Jänner – an diesem Tag endet der Einsendeschluss für willige Herausforderer – ein von der UEFA mit aller Überzeugung unterstützter Gegenkandidat in Position gebracht werden. Bisher hat der Königssohn aus Jordanien, Prinz Ali bin Al-Hussein, angekündigt, gegen den mächtigen FIFA-Präsidenten antreten zu wollen.

Aber aus Europa kamen nur Absichtserklärungen. Die Spaßgesellschaft treibt ihr Unwesen, die seriösen Kandidaten verstecken sich gekonnt. Vor zwei Tagen trat Frankreichs ehemaliger Nationalspieler David Ginola vor den Vorhang. Ja, er wolle als Vertreter der Fans dem Blatter Sepp den Posten streitig machen.

Ginola kann sich auf die Spendierfreudigkeit eines englischen Buchmachers verlassen. Immerhin. In weiser Voraussicht hat Blatters FIFA allerdings die Bedingung eingeführt, die fünf unterstützende Verbände verlangt, um als Kandidat überhaupt startberechtigt zu sein. Die fehlen dem Franzosen freilich noch.

Die Kritik gegen Blatter ist laut. Und die Zeit drängt, die Machtverhältnisse in der FIFA-Spitze durch eine seriöse Alternative zu zerschlagen. Aber Europa tut sich bisher vor allem in einem ziemlich hervor – nämlich auf höchster Ebene ein ausgewachsenes Funktionärsproblem zu haben.

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