Wiener Symphoniker: Eine Frage der Zeit

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Jordan ist eine sehr gute Wahl - wenn er wesentlich mehr als Luisi in Wien ist.

Philippe Jordan ist ein fabelhafter Dirigent. Im richtigen Alter (36) - jung, aber dennoch schon erfahren. Mit der nötigen Österreich-Kenntnis - er hat die Grazer Oper auf ein anerkannt hohes Niveau gebracht. International vernetzt - er agierte unter Daniel Barenboim in Berlin und ist zurzeit Musikdirektor der Pariser Oper. Er besitzt die nötige Sturheit - so legte er etwa einmal ein "Così"-Dirigat in Salzburg zurück, weil die Regisseure verhindert hatten, dass er die Rezitative vom Cembalo aus begleitete. Er sorgte musikalisch schon oft für ungewöhnliche Hörerlebnisse - etwa beim "Rosenkavalier" an der Staatsoper. Und er ist nicht gerade der Lieblingsdirigent der Wiener Philharmoniker - eine weitere gute Voraussetzung für den Posten als Symphoniker-Chef, weil er somit nicht ständig mit dem bedeutenderen Orchester liebäugelt.

Ist das also ausnahmsweise eine Bestellung, gegen die es keinerlei Einwände gibt? Doch, nämlich zwei, die er aber vielleicht selbst bald entkräften kann:
Dass er parallel zu Wien einen Spitzenjob in Paris hat - eine solche Doppelkonstruktion hat sich bei Luisi nicht bewährt. Allerdings ist Jordan ein anderer Typ und bestimmt verlässlicher. Die Symphoniker haben einen omnipräsenten Chef künstlerisch dringend nötig.

Und dass mit der Bestellung zwar eine Lücke im Wiener Musikleben geschlossen wurde, eine große Lösung (etwa unter Einbeziehung des Theaters an der Wien, des Konzerthauses und auch der musikalischen Ausbildung der Stadt) aber nicht

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