Sotheby's verkauft Botticelli-Bild um 45,5 Millionen US-$

Sotheby's verkauft Botticelli-Bild um 45,5 Millionen US-$
Ein "Salvator Mundi"-Effekt für das Bild von Jesus als Schmerzensmann blieb aus.

Im Bundesland Vorarlberg, so geht ein alter Witz, hat man einen eigenen Namen für Jesus:

Man nennt ihn "Dornbirn".

Tatsächlich aber ist der Jesus mit der Dornenkrone nur eine von vielen traditionellen Darstellungsformen für den christlichen Heilsbringer. Im 15. und 16. Jahrhundert fiel der Bildtypus mitunter besonders drastisch aus, wollte man doch dem frommen Publikum die Versenkung in die Leiden Jesu ermöglichen. Damit unterscheidet sich der "Schmerzensmann" massiv von jenem milde lächelnden Erlöser ("Salvator Mundi"), der Martyrium, Tod und Auferstehung schon hinter sich hat.

In modernen, säkularisierten Zeiten ist so ein Bild daher auch schwerer zu verkaufen - auch wenn es von Sandro Botticelli stammt. Die 45,5 Millionen US-Dollar (umgerechnet rund 40,7 Mio. Euro, inkl. Prämien), um die das Bild am Donnerstagnachmittag New Yorker Ortszeit den Besitzer wechselte, lagen also innerhalb des erwarteten Schätzwertes - eine stolze Summe, aber doch nur nominell halb so viel wie jene 92 Millionen US-$, die fast auf den Tag genau vor einem Jahr für ein Jünglingsbild Botticellis bezahlt worden waren.

Die Vorgeschichte des Botticelli-Jesusbildes hat dabei durchaus einige Parallelen zum Werk "Salvator Mundi", das durch die Zuschreibung an Leonardo da Vinci einen beispiellosen Wertzuwachs erlebt hatte. 1963 war es als zuletzt um 26.000 US-$ versteigert worden. Später schrieb man es als "Werkstattbild" Botticellis Schülern zu. 2009 wurde es wieder als eigenhändiges Werk des Renaissance-Meisters in einer Schau im Frankfurter Städel-Museum gezeigt.

Auch in Sachen Marketing hatte sich Sotheby's mit einer Ausstellungstour und aufwändigen Videos einiges beim Konkurrenten Christie's abgeschaut. Für den durchschlagenden Erfolg erwies sich das Bild, um das zwei Bieter sieben Minuten lang am Telefon kämpften, dann aber wohl doch als zu dornig.

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