Was wir nie wissen wollten

Selbst die Wurst erhielt nur sieben deutsche Punkte, einzig Nadine Beiler kassierte 2011 alle zwölf
Nie war mit Song-Contest-Fakten zu brillieren. Bis jetzt.

Wie auch immer man bisher dazu stand: Den "Song Contest dahoam" muss man lieben. Menschen mit originellen Hobbys kennen das Phänomen: Man sammelt ein Leben lang Wissen, das keiner braucht. Bis die Zeit reif ist. Dank Conchitas Sieg beginnt morgen die eine Woche im Leben, in der man mit unnützen Song-Contest-Fakten nicht nur nerven, sondern mit der Info brillieren kann, dass Norwegen elf Mal Letzter war, was Rekord ist.

Oder dass es Ausnahmen beim ewigen Punkte-Schenken unter Nachbarn gibt: Finnlands Kommentator verglich Schwedens Song sogar einmal mit einem IKEA-Regal – und erntete eine Rüge von Contest-Veranstalter EBU (European Broadcasting Union). Auch zwischen Österreich und Deutschland kein bisschen Frieden: Für zwölf Punkte vom südlichen Nachbarn mussten die Deutschen in 59 Jahren erst Stefan Raab mit "Wadde hadde dudde da?" auf die Bühne stellen (2000). Umgekehrt bekam kein Udo, kein Forstner, kein Waterloo, kein Robinson die deutsche Höchstnote. Erst Nadine Beiler 2011 für "The Secret is love". Im Vorjahr gaben zwölf Länder Conchita "Douze points", darunter Italien, Slowenien und Schweiz, Ungarn immerhin zehn. Aus Deutschland tröpfelte es magere sieben Pünktchen, die Jury hätte gar keine vorgesehen. Selbst die Nummer der Wienerlied-Ikone Robert Stolz (1960, "Du hast mich so fasziniert", Sänger Harry Winter) ergatterte keine Punkte aus Deutschland, ebenso wie 1959 der für viele beste österreichische Beitrag aller Zeiten von Norbert Pawlicki ("Der k. und k. Kalypso aus Wien", Sänger Ferry Graf).

Politik & Trash

Zwischen den arabischen Staaten und Israel wären verweigerte Punkte ein Fortschritt. Obwohl Algerien, Tunesien, Libyen, Ägypten, Jordanien und Libanon als EBU-Mitglieder teilnehmen dürfen, waren sie aus Protest gegen die israelische Teilnahme nie dabei. Nur Marokko machte 1980 mit. Als 1979 der Contest nach dem ersten israelischen Sieg ("A-ba-ni-bi" von Yizhar Cohen & The Alpha-Beta) in Jerusalem stattfand, zog auch die Türkei zurück. Israel schloss mit der Titelverteidigung ("Hallelujah" von Gali Atari & Milk and Honey) die großen Band-Jahre: In 18 Jahren gewannen 17 Einzelinterpreten, bis ABBA 1974 ("Waterloo") als erste Band siegte, 1976 folgte Brotherhood of Man mit dem bis heute kommerziell erfolgreichsten Siegerlied "Save Your Kisses for Me".

1980 betrat dann ein Solokünstler die ESC-Bühne, die danach keinem mehr besser stehen sollte: "What’s Another Year" und sieben Jahre später "Hold Me Now" brachten Johnny Logan zwei Siege, unter seinem Geburtsnamen Seán Sherrard schrieb er 1992 einen dritten Gewinnersong ("Why Me"), der erste von drei irischen En-Suite-Siegen. Neben Logan gewannen nur fünf Männer den ESC. Die insgesamt sieben Irland-Triumphe sind ebenso Rekord wie die sechsfache Ausrichterstadt Dublin – einmal verlegte man den ESC ins 1600-Einwohner-Kaff Millstreet.

Österreich durfte erst einmal die Party schmeißen. 1967, nachdem Udo Jürgens Europa präventiv Danke sagte und Europa "Gern geschehen" geantwortet hatte, landete Peter Horten in der Wiener Hofburg auf Platz 14. Die Britin Sandie Shaw gewann – bloßfüßig, ein Skandal – mit "Puppet on a String", einem von 26 englisch-sprachigen Siegertiteln, der bisher letzte nicht englische war 2007 Marija Šerifović’ serbischer Song "Molitva" (Gebet).

Nackte Füße dürfen mittlerweile auf der ESC-Bühne sein, im Gegensatz zu politischen Botschaften, Tieren und Image-schädigenden Auftritten. Die Interpreten müssen seit 1990 mindestens 16 Jahre alt sein, nachdem die Länder in den 1980ern um den jüngsten Teilnehmer buhlten, bis 1989 Zwölfjährige sangen. Die 13-jährige Deutsche Meike Garden bekam 1988 von Österreich übrigens null Punkte.

Zehn Mythen über den Song Contest

Was wir nie wissen wollten

Kommentare