Ralph Siegel - Es geht immer um die Message

Ralph Siegel - Es geht immer um die Message
Verschmäht und verehrt – Ralph Siegel ist einer der bekanntesten Akteure des Song Contests.

Für die einen ist er der Mann, der wie kein zweiter das Schlager-Image des Song Contests verkörpert. Für die anderen hat er mit "Ein bisschen Frieden" den ESC-Klassiker schlechthin geschaffen.

So oder so. Darüber, dass Ralph Siegel den Beinamen "Mr. Song Contest" mehr als verdient hat, sind sich jedenfalls alle einig. Und wenn man sich unter den treuesten ESC-Fans in der Wiener Stadthalle umhört, dann ist da sowieso nur von der "Vaterfigur Ralph Siegel" die Rede.

Mit 22 Kompositionen war der Produzent aus München bisher beim Song Contest vertreten. So oft wie niemand sonst. Den Vorwurf, dass er dabei auch zur Image-Krise des Gesangswettbewerbs beigetragen habe, will Siegel nicht gelten lassen. Von seinen erfolgreichsten Beiträgen sei kein einziger "bieder" gewesen. "Weder Dschingis Khan noch Wind (Anm. "Lass die Sonne in Dein Herz", 1996), "Wir geben ’ne Party" (Anm. 1994) oder Sürpriz ("Reise nach Jerusalem" Anm. 1999), die zweite und dritte Plätze belegt haben", betont Ralph Siegel im Interview mit dem KURIER.

Eventcharakter

Ausführlicher wird der 69-Jährige, wenn er nach der Veränderung, die der einstige "Grand Prix Eurovision de la Chanson" in den 60 Jahren seines Bestehens durchgemacht hat, gefragt wird.

Bei seinem ersten Antreten 1974 in Brighton seien "noch die ersten vier Stuhlreihen aus dem Theater entfernt worden, damit die Kameras der BBC Platz hatten", erzählt Siegel. Kein Vergleich also zu der 44-Meter-Riesen-Bühne, die beim 60. Song Contest in der Stadthalle für Stimmung sorgt. Überhaupt trete die Show immer mehr in den Vordergrund. Ein Nebeneffekt: "Das Orchester findet im Playbackverfahren statt."

Ein bisschen, hat man das Gefühl, träumt Siegel der Zeit nach, in der der Song Contest noch nicht als Event inszeniert wurde. "Das Vorfeld ist bestimmt von monatelanger Promotion und Internetpräsenz", sagt Siegel. "Und manchmal tut es mir leid, dass die Lieder nicht erst am Finaltag praktisch international uraufgeführt werden." Und was macht für ihn, der mit "Ein bisschen Frieden" 1982 den Titel erstmals nach Deutschland holte, ein gutes ESC-Lied aus? "Mit Sicherheit eine gute Message, die in ganz Europa verstanden wird und vielen Menschen ins Herz geht und am besten mit einer Melodie, die sie vielleicht sogar mitsingen können."

Kleinere Länder

Diese Message findet sich auch im aktuellen Beitrag Siegels für den Song Contest. Nachdem Stefan Raab unter dem Pseudonym Alf Igel Ralph Siegel 1998 als Deutschlands Nummer-eins-Produzent für den Song Contest ablöste und Guildo Horn das ulkige "Guildo hat euch lieb" singen ließ, konzentrierte sich Siegel seit 2004 auf kleinere Länder – und konnte dort durchwegs für Achtungserfolge sorgen. Nach Malta, der Schweiz und Montenegro hat Siegel nun schon zum vierten Mal den Beitrag für San Marino produziert. "Chain of Light" heißt die getragene Pop-Ballade des jungen Duos ("dem jüngsten in der Song-Contest-Geschichte") Michele Perniola und Anita Simoncini.

Ein bisschen Frieden

Worum es darin geht? "Um den Traum, eine Lichterkette in ganz Europa und bis nach Australien zu bilden – für den Frieden auf der Welt", erklärt Siegel. "Nach 33 Jahren noch einmal ein Friedenslied zu schreiben, lag mir sehr am Herzen – und die beiden Kids aus dem kleinsten Land Europas machen das wirklich mehr als gut."

Es wäre ein Traum, wenn man sich bei der heutigen Halbfinalshow für Samstag qualifizieren könnte, meint Siegel. Die Chancen dafür stehen jedoch schlecht: Die Buchmacher sehen den Beitrag aus San Marino auf den hinteren Plätzen. Und so könnte für Ralph Siegel sein 23. Abenteuer beim Song Contest ein kurzes werden, den Status als Vater des Song Contests hat er damit aber wieder ein Stück ausgebaut. "Ralph Siegel ist der beste Mann, den ich je getroffen habe", meinte sein Schützling Michele Perniola bei der gemeinsamen Pressekonferenz in Wien.

Und Ralph Siegel persönlich, der hat auch mit 69 Jahren noch nicht genug. "Die Musik hält mich am Leben. Wenn der liebe Gott es will und ein Land und auch gute Künstler meine Lieder singen wollen, werde ich immer wieder zum Song Contest fahren."

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