Kleine, emotionale Erdbeben mit sicherer Bestandsgarantie

„Così fan tutte“: Jörg Schneider (Ferrando), Caroline Wenborne (Fiordiligi), Mathias Hausmann (Don Alfonso), Dshamilja Kaiser (Dorabella), Josef Wagner (Guglielmo, v. li.)
"Così fan tutte" an der Volksoper – szenisch wie meist auch musikalisch ein Gewinn für Wien.

An der Wiener Staatsoper steht Wolfgang Amadeus Mozarts "Così fan tutte" schon längst nicht mehr auf dem Spielplan. Somit ist es mehr als legitim, dass die Volksoper in die Bresche springt und das Opernpublikum mit einer Neuproduktion dieses Meisterwerks versorgt. In deutscher Sprache und in einer Inszenierung, die sich gewiss im Repertoire halten wird.

Denn Regisseur Bruno Klimek macht am Gürtel vieles richtig. Er vertraut erstens der Geschichte rund um den von Don Alfonso und Despina eingefädelten Partnertausch (die Paare Fiordiligi, und Guglielmo bzw. Dorabella und Ferrando sind hier die Opfer) ... und zieht zweitens eine Meta-Ebene ein.

Ein Regisseur (Alfonso), der mit seiner lässigen, Kaugummi kauenden Assistentin (Despina) liiert ist, probt mit einem Sänger-Quartett "Così" – nach und nach kippen die auch im Privatleben verbandelten Künstler in ihre Rollen hinein. Die Ebenen verschmelzen; das Spiel im Spiel kippt und wird von kleinen, emotionalen Erdbeben immer stärker erschüttert.

Verstörung

Ein schöner, kluger Gedanke, den Klimek in Hermann Feuchters Raum gebendem, monochromen in Schwarz-Weiß gehaltenen Bühnenbild fast noch schärfer hätte zu Ende führen können. Denn am Schluss bleibt zwar die allgemeine Verstörung über das Erlebte – bis zur seelischen Zerstörung seiner Protagonisten wollte Klimek nicht gehen. Egal, diese bewusst oft minimalistische Produktion (Kostüme: Tanja Liebermann) funktioniert sehr gut.

Kleine, emotionale Erdbeben mit sicherer Bestandsgarantie
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Und die musikalische Seite ist mehr als achtbar. Zwar neigt Dirigentin Julia Jones am Pult des mehr als engagierten Orchesters zu breiten, zähen und mitunter harschen Tempi; die Damen und Herren im Graben jedoch bieten der Maestra in Sachen Mozart einiges an. Dass Jones diese "Così" eher bodenständig denn ätherisch anlegt, passt immerhin gut zu den vorhandenen Stimmen.

So ist Staatsopern-Leihgabe Caroline Wenborne eine vokal bereits an Wagner geschulte, sehr rustikale Fiordiligi, so gibt Dshamilja Kaiser (als Gast aus Graz) eine ihr mehr als ebenbürtige Dorabella. Josef Wagner zeigt als Guglielmo auch stimmliche Nuancen, Tenor Jörg Schneider muss als Ferrando extrem forcieren. Höchst erfreulich: Die in jeder Hinsicht überaus agile Rebecca Nelsen als Despina sowie Mathias Hausmann als endlich wieder einmal jung besetzter Strippenzieher Alfonso. Viel Applaus für alle Beteiligten.

KURIER-Wertung:

Fazit: Gut für das Repertoire

Werk Mozarts „Così fan tutte“ (Libretto: Lorenzo Da Ponte) wurde 1790 am Wiener Burgtheater uraufgeführt. An der Volksoper war das Werk zuletzt im Jahr 2000 zu sehen.

Regie Klug, reduziert, psychologisch motiviert, gut für das Repertoire.

Dirigat Bodenständig und sehr rustikal.

Gesang Meist auf ansprechendem Niveau.

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