Die meisten Flüchtlinge sind friedlich

Etwa jeder zweite Flüchtling braucht Experten zum Reden, weil er schlimme Erfahrungen gemacht hat. Die Wartezeit für eine Behandlung dauert bis zu 1 Jahr.

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Die schlimmen Ereignisse in den letzten Tagen
verleiten viele dazu, die Schuld auf die Flüchtlinge
zu schieben.

Bei der Berichterstattung haben viele das Gefühl,
dass es immer schlimmer wird.
Das sagt auch Barbara Preitler vom Verein Hemayat.
Das ist ein Betreuungszentrum für Menschen, die
Krieg und Folter überlebt haben.
Barbara Peitler sagt auch, dass wir schon immer
Menschen aus Kriegsgebieten aufgenommen
haben, die viele schlimme Dinge erlebt haben.
Das Erleben von schlimmen Dingen macht
noch niemanden zum Attentäter.

Flüchtlinge sind keine gleichmäßige Gruppe.
Es gibt gebildete und weniger gebildete
Menschen unter ihnen.
Manche von ihnen sind stark, manche sind schwach,
einige sind gesund, andere werden schnell krank.

Was alle gemeinsam haben ist,
dass sie schlimme Erfahrungen machen
mussten.
Sie haben miterlebt, wie Bomben auf ihre Häuser
abgeworfen wurden.
Andere wurden verfolgt, gefoltert oder wurden auf
der Flucht seelisch verletzt.
Viele mussten miterleben, wie ihre Familien getötet wurden.

Etwa jeder zweite Flüchtling braucht Hilfe von Experten
für seelische Erkrankungen.
Doch es gibt nicht genug Experten dafür.
Die Menschen müssen lange auf eine Behandlung warten.
Sie ziehen sich zurück, haben schlimme Träume,
Angst vor Lärm, etwa vor Türknallen oder vor
herumtobende Kindern.

Schlimme Erfahrungen machen heißt aber nicht,
dass jeder eine Störung hat.
Es heißt, dass Betroffene schreckliche Dinge
nicht alleine verarbeiten können.

Wenn jemand erfährt, dass sein Bruder
ermordet wurde, nachdem er schon vor Jahren
die restliche Familie an den Krieg verloren hat,
sind das Erfahrungen, die man sich nicht vorstellen
kann, sagt eine Expertin.

Das bedeutet aber nicht, dass aus ihm gleich ein
möglicher Attentäter wird.

Wenn über ein Attentat groß berichtet wird,
versuchen sehr geschwächte Menschen manchmal,
das Attentat nachzumachen.
Wenn jemand überhaupt keinen Halt hat und
er an jemanden gerät, der ihm Halt gibt, aber
die falschen Werte vermittelt, ist das schwierig.
Deshalb ist es wichtig, den Menschen die Möglichkeit
zu geben, stabile und sichere Beziehungen aufzubauen.
So können sie für die Zukunft planen.

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