Ordination von Abtreibungsärztin geschlossen

APA13724654-2 - 16072013 - WIEN - ÖSTERREICH: Jenes Haus in Wien-Neubau, in dem eine Ärztin ihre Ordination betreibt aufgenommen am Dienstag, 16. Juni 2013. Der Medizinerin wurde "die Berufsausübung mit sofortiger Wirkung" vorläufig untersagt, nachdem es nach Abtreibungen bei Patientinnen zu schweren Komplikationen gekommen war. APA-FOTO: HERBERT NEUBAUER
Nach Praxis-Begehung: Sofortige behördliche Schließung wegen „Gefahr in Verzug“.

Die Ordination jener Wiener Abtreibungsärztin, in der es über Jahre hinweg wiederholt zu massiven Behandlungsfehlern gekommen sein soll, wurde am Dienstag behördlich geschlossen. Die Maßnahme erfolgte „wegen Gefahr in Verzug“ teilte Renate Christ, Leiterin der zuständigen Magistratsabteilung 40 mit.

Die MA 40 hatte gemeinsam mit der Ärztekammer, deren Qualitätssicherungs-Gesellschaft ÖQMed und der Patientenanwaltschaft am Dienstag eine Begehung in der Ordination vorgenommen. Die MA 40 prüfte dabei die hygienischen Bedingungen. Die ÖQMed untersuchte die fachspezifischen Qualitätsstandards. Während diese bei bisherigen Prüfungen offenbar keinen Grund für Beanstandungen darstellten, kam es diesmal zu einer neuen Beurteilung. Dies war letztlich für die Sperre ausschlaggebend.

Bereits am Freitag war über die Ärztin ein vorübergehendes Berufsverbot verhängt worden. Einer der Auslöser war eine Strafanzeige des Hanusch-Spitals. Dort wurde Mitte Juni eine Patientin der Ärztin nach einer offenbar missglückten Abtreibung behandelt. Die Frau musste mit Verdacht auf Gebärmutterperforation notoperiert werden.

Das Berufsverbot bleibt bis zum Ende des laufenden Strafverfahrens aufrecht. Ein permanentes Berufsverbot kann nur die Ärztekammer aussprechen. Die entsprechenden Verfahren würden bereits laufen, betont man dort.

Lange Vorgeschichte

In der Praxis kam es offenbar bereits seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten, immer wieder zu Pannen: Laut Wiens Patientenanwältin Sigrid Pilz waren allein in den vergangenen vier Jahren 16 Mal Frauen von der Ordination wegen Komplikationen mit der Rettung in Spital gebracht worden. Der KURIER berichtete bereits im April über die Causa.

Mittlerweile sieben Frauen mit schweren Komplikationen haben sich an Pilz gewandt. Sie wirft der Ärztekammer Untätigkeit vor. Schließlich habe sie die Standesvertretung bereits im vergangenen Oktober über die Missstände in der Ordination informiert.

Die Causa hat mittlerweile eine Debatte über die Qualitätskontrolle bei Ärzten ausgelöst. Derzeit ist dafür weitestgehend die Ärztekammer zuständig. Mittlerweile kann sich auch Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) vorstellen, eine unabhängige Stelle einzurichten, sollte die Standesvertretung für die ausreichende Kontrolle ihrer Ärzte nicht selbst in der Lage sein. Das Thema könnte laut Stöger Gegenstand der kommenden Regierungsverhandlungen sein.

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