"15 Sekunden, um dein Leben zu retten‘‘

Aktivisten stellten einen Raketenangriff der Hamas in Wien nach.
Jüdische Jugendliche machten auf den Raketenbeschuss auf Israel aufmerksam.

Sirenen heulen am Wiener Stephansplatz, Menschen werfen sich panisch auf den Boden – das sind die Szenen einer öffentlichen Aktion ("Flashmob‘‘), welche jüdische Jugendliche am Donnerstag in der Wiener Innenstadt veranstalteten. Sobald das Geheule abklingt und die Teilnehmer langsam aus ihren Verstecken hervorkommen, ertönt aus einem Lautsprecher: "In Israel hast du 15 Sekunden, um dein Leben zu retten". Tatsächlich heulen in Israel mittlerweile täglich die Sirenen.

Seit Beginn des jüngsten Gaza-Konflikts zwischen Israel und der radikal-islamischen Hamas sind über 2500 Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel abgefeuert worden. Dank des Raketenabwehrsystems "Iron Dome‘‘ ("Eiserne Kuppel") kommt es glücklicherweise zu wenig Schaden. Allerdings haben Israelis zwischen dem ersten Ertönen der Sirene und einem möglichen Raketeneinschlag im Süden des Landes nur 15 Sekunden Zeit, sich in Schutz zu bringen.

"Leute müssen aufwachen"

Mithilfe dieses kleinen Schauspiels wollten rund 100 jüdische Jugendliche auf die ständige Raketenbedrohung in Israel aufmerksam machen. "Die Leute in Wien müssen aufwachen. Sie sitzen nur in den Kaffeehäusern und reden über den Konflikt, aber sie müssen sehen, wie es ist, wenn mitten am Tag die Sirene heult und Menschen um ihr Leben rennen", meint Benjamin, einer der Organisatoren. Es müsse den Menschen bewusst gemacht werden, dass nicht Israel, sondern die Hamas in diesem Konflikt der Aggressor sei, meint er.

Der Flashmob solle Passanten dazu bewegen, sich über die Lage in Israel mehr Gedanken zu machen. "Wir wollen den Durchschnittsösterreicher ansprechen, der vielleicht durch die Medien ein verzerrtes Bild im Kopf hat, und auch die andere Seite sehen soll", sagt der Student Itamar. Sowohl er als auch Benjamin sind der Meinung, dass internationale und österreichische Medien durch einseitige Berichte anti-israelische Propaganda verbreiteten.

Breiter Konsens

Die verschiedenen Jugendgruppen, die an der Organisation des Flashmobs beteiligt waren, unterscheiden sich oft in ihrer politischen Ausrichtung, da manche für und manche gegen die israelische Siedlungs- und Besatzungspolitik sind. Trotzdem herrsche unter ihnen der breite Konsens, dass man den Gazastreifen von der Hamas befreien müsse, so Itamar.

Sorge vor antisemitischen Ausschreitungen hatten die Organisatoren kaum, auch wenn es dazu bei den jüngsten pro-palästinensischen Protesten in vielen europäischen Städten gekommen ist. "Natürlich besteht die Gefahr‘‘, meint Itamar, "aber nicht jeder, der Israel kritisiert, ist ein Antisemit‘‘.

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