Das Millionengeschäft mit dem Vienna City Marathon

42,2 Kilometer versetzen nicht nur Läufer in Euphorie. Handel und Tourismus jubeln über den unbezahlbaren Werbewert.

"So viele Anzeigen könnten wir im Jahr gar nicht schalten, um den Werbeeffekt des Vienna City Marathons (VCM) hereinzubekommen", sagt Michael Straßer vom Wien Tourismus. Denn die rund 42.000 Läufer, die heute am Start stehen, lassen nicht nur Zehntausende leere Becher und weggeworfene Bananenschalen auf der Straße zurück, sondern auch eine Menge Geld. Laut Andreas Maier, Sprecher des Vienna City Marathons, liegt die Zahl der Nächtigungen an diesem Wochenende bei 80.000. "Das sind allein so viele, wie im gesamten vergangenen Jahr Finnen in Wien zu Gast waren", erklärt Straßer.

Im Schnitt würden ausländische Gäste drei Nächte bleiben, diejenigen, die aus Österreich anreisen, zwei. "Das hat natürlich direkte Auswirkungen, nicht nur auf die Hotellerie, sondern auch auf die gesamte Gastronomie und den Handel", sagt Markus Griessler, Obmann der Sparte Handel und Tourismus von der Wirtschaftskammer Wien.

55 Millionen im Jahr

Dennoch seien allein die Nächtigungen nicht ausschlaggebend dafür, dass die Bundeshauptstadt mit der größten Sportveranstaltung des Landes ein Millionengeschäft macht. "Zum Vergleich: im April 2015 hatten wir rund 1,2 Millionen Nächtigungen. Da spielen die 80.000 keine so große Rolle, wie zu erwarten wäre", sagt Straßer. Aber: "Die Bilder, die durch die TV-Übertragung in die Welt hinausgehen, sind unbezahlbar." Der VCM kann nämlich nicht nur im heimischen TV, sondern mittels Livestream in der ganzen Welt mitverfolgt werden. Darüber hinaus würden zahlreiche internationale Journalisten über den Marathon berichten. "Auf das Jahr gerechnet, ergibt sich dadurch eine Gesamtwertschöpfung von 55 Millionen Euro. Das zeigt, wie wichtig die Veranstaltung ist", sagt Spartenobmann Griessler und ergänzt: "Beim VCM sind wir definitiv alle Gewinner."

Laufshops boomen

Der Vienna City Marathon zeigt: der Laufsport boomt. Deshalb schießen derzeit auch die Fachgeschäfte wie Schwammerln aus dem Boden. Ernst Aichinger, Vorsitzender des Berufszweiges Sportartikelhandel, meint: "Es gibt sehr viele neue Laufgeschäfte in Wien, die alle sehr gut angenommen werden. Diese Spezialisierung ist die Zukunft im Handel." So gibt es beispielsweise seit November des vergangenen Jahres mit dem wmns running store einen eigenen Laufshop nur für Frauen. Hinter dem Konzept steht Ilse Dippmann, Organisatorin des Österreichischen Frauenlaufes.

Das Veranstaltungswochenende des Vienna City Marathons selbst spiele dabei keine Rolle. "Kein Läufer kauft sich vor einem Marathon neue Schuhe", sagt Aichinger. Aber: "Gekauft wird ganzjährig, während des Trainings."

Ein Geschäft, das erst vor gut einem Monat eröffnet hat, ist Runinc in der Inneren Stadt. Neben der richtigen Kleidung setzen die Geschäftsführer Michael Buchleitner – er war einst bester österreichischer Marathonläufer mit drei Olympiateilnahmen – und Lukas Bauernberger bei der Schuhwahl auf modernste Technik. Denn jeder Läufer weiß: das Wichtigste sind gute Schuhe. Auf einer Druckmessplatte, über die die Kunden mehrmals barfuß laufen, werden die Füße genau vermessen und so die Schuhe individuell für jeden Kunden ausgewählt. "Mittels Laufband würde das keinen Sinn machen, denn darauf hat man keinen natürlichen Laufstil", erklärt Buchleitner. Die individuelle Beratung sei wichtig, weil "nicht jeder kann mit jedem Schuh laufen. Anhand der Messplatte findet aber jeder ein passendes Modell, egal ob Laufanfänger oder Profi."

Zumindest ausrüstungstechnisch steht dem Vienna City Marathon 2017 nichts mehr im Weg.

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