Warum der DC Tower kaum wackelt

Warum der DC Tower kaum wackelt
Hinter der Fassade des 250-Meter-Turms verbergen sich zahlreiche technische Finessen.

Michael Berger muss ein paar Mal probieren, bis sich die Tür zum Untergeschoß endlich öffnet. "Natürlich hat die Technik noch ein paar Kinderkrankheiten, vor allem die Elektrik und eben die Schließsysteme. Aber das ist ja bei Neubauten normal", sagt der Bauexperte vom Projektsteuerungsteam des DC Towers.

Vor wenigen Tagen eröffnete der Turm auf der Donauplatte, mit 250 Metern das höchste Hochhaus Österreichs. Das neue Wiener Wahrzeichen überragt nicht nur mit seinen Dimensionen alle Gebäude der Stadt: Hinter seiner Glasfassade verstecken sich zahlreiche technische Finessen, die – Kinderkrankheiten hin oder her – außergewöhnlich sind.

Eine der größten Herausforderungen für die Planer waren die Windböen, die einem derart hohen und schlanken Gebäude ordentlich zusetzen können. Die Statik des DC Towers lässt es zu, dass er auf Höhe des 58. Stocks windbedingt um bis zu 45 Zentimeter schwanken kann. Auch wenn der Turm das aushält – die Gäste, die in der Bar mit Blick auf Wien ihren Cocktail schlürfen, würde das Wackeln doch erheblich stören.

Deshalb wurde im Kern des Hochhauses ein Schwingungstilger eingebaut: Ein 305 Tonnen schweres Pendel, das an 19 Meter langen Stahlseilen hängt und über einen speziellen Stoßdämpfer mit dem Gebäude verbunden ist. Die komplexe Konstruktion verringert Schwingungen auf 30 Prozent. "Europaweit ist dieses System ein Novum", sagt Experte Berger.

Windschirme

In den vergangenen Jahren kam es immer wieder vor, dass auf der Donauplatte Passanten von Fallwinden, die entlang der Hochhaus-Fassaden hinunterrasen, umgerissen wurden. Um das zu verhindern, wurden vor dem DC Tower schirmartige Konstruktionen aufgestellt. "Sie wurden mit einem Modell des Towers im Windkanal getestet", erzählt Berger. Die Schirme sollen aber auch vor Sonnenlicht und herabfallenden Gegenständen schützen.

Flotte Lifte

Von der schwingungsfreien Bar geht es im Lift acht Meter pro Sekunde abwärts. Das ist Österreich-Rekord. Zum Vergleich: Aufzüge in herkömmlichen Gebäuden sind gerade einmal mit maximal drei Meter pro Sekunde unterwegs. Geschwindigkeit ist aber nicht alles: Wenn die im Turm Beschäftigten frühmorgens mit ihrem Chip die Sicherheitsschleuse im Erdgeschoß passieren, rufen Hochleistungsrechner automatisch den Lift, der sie ohne weiteres Zutun in das richtige Stockwerk bringt. So werden lästige Wartezeiten in der Rush Hour vermieden.

Weiter abwärts geht es in die düsteren Katakomben des Towers. Im 4. Untergeschoß befindet sich mit der Pumpenanlage das Herzstück der Hightech-Sprinkleranlage. Sie befördert im Brandfall Wasser mit beachtlichen 140 bar in die Etagen des Hochhauses. Das Besondere daran: Das Löschwasser wird an seinem Bestimmungsort zu feinem Nebel verstäubt. Damit lassen sich im Ernstfall Wasserschäden gering halten. Das Sprinklerbecken (700 m³) im Keller wird gleichzeitig als Pufferspeicher für die Kälteerzeugung genutzt.

Fensterputzer

Doch selbst in einem derart modernen Gebäude funktioniert nicht alles automatisch. Und so wird einiges an Arbeit auf die Fensterputzer zukommen, die in ihrer Gondel von Kränen die Fassade hinuntergelassen werden. Mehr als einen Monat – so schätzt Berger – wird eine komplette Fassadenreinigung wohl dauern. Immerhin: Die Aussicht entschädigt für die Plagerei.

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