Schneesturm zeigte Defizite auf

Verschneite Schienen sorgten in Wien für Öffi-Chaos.
Lkw-Fahrer, private Räumdienste, Meteorologen und Personalmangel lösten Chaos aus.

Die Schuldzuweisungen waren Dienstag so intensiv wie der Schneesturm zum Wochenstart. Denn weder Asfinag, Exekutive, Feuerwehr, ÖBB, Wiener Linien noch MA 48 (Straßenreinigung) fühlten sich für das Verkehrschaos in und rund um Wien verantwortlich. Vor allem auf der Wiener Außenringautobahn (A21) und der A1 ging am Montagvormittag kaum mehr etwas. Hängen gebliebene Lkw blockierten vor allem die A21.

"Die Überkopf-Tafeln waren auf Fahrverbot für Lkw über 3,5 Tonnen gestellt. Dutzende Lenker jedoch ignorierten das Verbot", sprach Asfinag-Abteilungsleiter Georg Steyrer von "Verantwortungslosigkeit der Straßenkapitäne". Tatsache ist aber auch, dass – wie vorgeschrieben – keine Polizeistreifen die A21-Auffahrten kontrollierten und Brummi-Fahrer somit freie Fahrt hatten.

NÖ-Polizeisprecher Johann Baumschlager argumentierte mit den Hunderten Verkehrsunfällen während des Schneesturms: "Es standen alle Kräfte im Einsatz. Entlang der Autobahnen halfen nahe gelegene Dienststellen aus. Etwa St. Pölten auf der A1." Dass die Pflüge der Straßenmeistereien und der Asfinag zu spät auf die Straßen kamen, und dass für Extrem-Verhältnisse zu wenig Personal vorhanden ist, wollten weder Polizei noch Asfinag bestätigen. Tenor: "Wir hatten alle Hände voll zu tun."

Die Bilanz der NÖ-Feuerwehren bestätigt den intensiven Wintertag: So mussten Montag 437 Fahrzeug-Bergungen, darunter 107 Lkw, erledigt werden. Feuerwehrsprecher Franz Resperger: "An durchschnittlichen Wintertagen haben wir 50 Bergungen." Resperger ging mit den Lkw-Fahrern hart ins Gericht: "Fahrverbote wurden ignoriert, keine Ketten angelegt und die Rettungsgasse nicht gebildet. Hier gehört mit Kontrollen angesetzt."

In Wien hagelte es wegen schneebedeckter Straßen Proteste. Josef Thon, Chef der MA 48, dazu: "Der Wind fegte mit 100 km/h durch die Stadt. Da hat man keine Chance. Auch mit 380 Räumfahrzeugen nicht." Nachsatz: "Und leider war die Wettervorhersage ungenau." Mit Kritik kämpften die Wiener Linien. Denn viele der 5000 Bus- und Bimstationen waren nicht geräumt. Sprecher Daniel Amann: "Wir nehmen die privaten Räumdienste unter die Lupe. Wenn nötig, werden Verträge gelöst."

Kritik am Hauptbahnhof

Schneesturm zeigte Defizite auf
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Während in Wien am Dienstag Politik- und ÖBB-Spitzen den neuen Cityjet-Zug im Klimakanal vorführten, um die Winterstandfestigkeit zu beweisen, wurde unter Bahninsidern über die Probleme im Zugverkehr diskutiert. Der Wiener Hauptbahnhof zeigte sich offenbar als nicht winterfest (siehe Bild). Die vielen Weichen konnten von den 400 ÖBB-Mitarbeitern trotz Überstunden nicht alle geräumt werden. Während der Bahnhof mit Zügen immer voller wurde, gab es zu wenige Gleise, die nicht wegen Eis und Schnee gesperrt waren. Teilweise türmten sich die Schneewechten zwei Meter hoch. Auf der Westbahnstrecke fielen vier von fünf Zügen aus, der Fernverkehr über die Südbahn wurde bis in den Abend nur bis Wiener Neustadt geführt. Teilweise mussten Railjets als Bummelzüge fungieren, um Gestrandete aufzunehmen, die Hochgeschwindigkeitszüge wurden teils über Schnellbahnstrecken nach Wien gelotst.

Bilder vom Wintereinbruch

Johannes Biringer beobachtete die Massen-Karambolage auf der A1 bei Amstetten. Der ÖAMTC-Pannenfahrer stellte sich in den Dienst.

KURIER: Hätten die beteiligten Autolenker eine Chance gehabt, den Unfall zu verhindern?
Johannes Biringer: Ich habe nicht gesehen, wer die Karambolage ausgelöst hat. Es ist ganz plötzlich eine extrem dichte Schneewolke über die Autobahn gezogen.

Was ist Ihnen aufgefallen, als sie zu den Unfallwracks kamen?
Ich glaube, dass etliche der 13 Opfer durch die Airbags beim Aufprall verletzt wurden. Viele beachten nicht, dass der Gurt straff sitzt. Das verhindert oft dicke Winterkleidung. Ein lockerer Gurt kann tödlich sein.

Ist Ihnen an den beteiligten Autos etwas aufgefallen?
Es war ein Glück, dass bei den schweren Zusammenstößen nicht Kleinwagen, sondern schwere Pkw involviert waren, deren Insassen besser geschützt waren.

Waren die Fahrzeuge richtig ausgerüstet?
Bei einigen Pkw ist mir die Reifenprofiltiefe verdächtig nahe bei vier Millimeter vorgekommen. Es ist Februar. Da kann der neue Reifen vom Herbst schon ziemlich abgefahren sein.

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