Umweltschützer orten Mängel bei Lobautunnel

Wolfgang Rehm fordert Doris Bures auf, die S1 "zu entsorgen"
Projektgegner sehen Fehler bei der Planung. Kritik an Asfinag und Ministerium.

Die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) für die Wiener Nordostumfahrung (S1) läuft bereits seit 2009. Kritiker orten nun aber grobe Mängel bei der Planung bzw. bei der behördlichen Kontrolle des Asfinag-Projektes. Insbesondere beim Lobautunnel gebe es Probleme mit der Erdbebensicherheit und mit dem Grundwasser, monieren Umweltschützer und die Bürgerinitiative "Rettet die Lobau". Sie fordern Infrastrukturministerin Doris Bures (SP) auf, "endgültig die Reißleine zu ziehen".

Nach Ansicht der Umweltschützer – darunter das "Forum Wissenschaft und Umwelt" sowie die Umweltorganisationen VIRUS und Global2000 – ist das Großprojekt in der vorliegenden Form nicht genehmigungsfähig. 13 Gutachten hat man deshalb im Zuge der UVP bereits eingebracht, gegen sechs Gutachter der Behörde (also des Ministeriums; Anm.) wurden Befangenheitsanträge gestellt. Diese würden bei der "mangelhaften Planung" des Bauwerbers "alle möglichen Augen zudrücken", meint VIRUS-Sprecher Wolfgang Rehm.

So sei etwa der Grundwasserstand im Bereich des Lobautunnels "unrichtig berechnet" worden. "In diesem Gebiet gibt es in den vergangenen Jahrzehnten einen Trend zur Anhebung des Grundwasserspiegels", erklärt der Hydrologe Josef Lueger. Eine Überflutung des Tunnels könne deshalb bei hohen Grundwasserpegeln nicht ausgeschlossen werden. Und eine nachträgliche Grundwasserabsenkung, wie von der Asfinag in Betracht gezogen, könne ungeahnte Auswirkungen auf die Oberflächengewässer im Nationalpark haben.

Roman Lahodynsky, Geologe der Boku, kritisiert zudem die Erdbebensicherheit. Der Markgrafneusiedler Bruch, ein nur 3,5 Kilometer entfernter Graben, sei im Projekt ignoriert worden. Ein Beben mit der Magnitude sieben sei hier vorstellbar. In so einem Fall sei mit Rissen in den Tunnelwänden zu rechnen.

Gutachterstreit

Bis dato habe die Behörde aber keine Nachbesserungen von der Asfinag gefordert, beklagt Rehm. Wobei es jedoch noch zeitlichen Spielraum gebe. Die Umweltschützer gehen von einem Baubeginn 2018 und einer Inbetriebnahme 2025 aus. Seitens der Asfinag hält man sich mit zeitlichen Prognosen mittlerweile aber zurück.

Die Kritik an der Planung weist Sprecher Christoph Pollinger jedenfalls zurück. Diese werde "höchsten Qualitätsansprüchen gerecht". Alle Anforderungen punkto Grundwasser-, Hochwasser- sowie Erdbebenschutz seien berücksichtigt worden. Beim Lobautunnel sei sichergestellt, "dass er keine negativen Auswirkungen auf den Nationalpark oder das Grundwasser in den angrenzenden Siedlungsgebieten hat".

Seitens des Ministeriums heißt es, die Stellungnahmen zur S1 würden im Zuge der UVP geprüft.

Grafik:

Umweltschützer orten Mängel bei Lobautunnel

Kommentare