Taxler und Mietwagenfahrer kämpfen mit harten Bandagen

Taxler und Mietwagenfahrer kämpfen mit harten Bandagen
Im "unschönen" Streit vor den Ringstraßen-Hotels hagelt es Anzeigen – selbst Körperverletzungen sind nicht tabu.

Wenn Sameh Mikhail mit seinem Luxus-Mercedes auf der Wiener Ringstraße auftaucht, wird er mit Argusaugen beobachtet. Nicht selten wird er angepöbelt, drei Mal wurde er bereits tätlich angegriffen. Der langjährige Taxifahrer dokumentiert mit seinem Fotoapparat die abgestellten Mietwagen in den Parkverbotszonen vor den Luxushotels. Und das gefällt weder den Fahrern noch den Hotels. Seit Sommer sind Taxi- und Mietwagenfahrer miteinander im Clinch. Rund 4000 Anzeigen liegen beim Magistrat. Zumindest vier Körperverletzungen – darunter eine schwere – sind gerichtsanhängig.

Taxler und Mietwagenfahrer kämpfen mit harten Bandagen
Taxlerkrieg in Wien, Anwalt Wolfgang Bernt, Taxifahrer Sameh Mikhail

„Mir geht es um Fairness“, sagt Mikhail. „Es kann nicht sein, dass uns die Mietwagenunternehmen das Taxigeschäft wegnehmen.“ Mit Anwalt Wolfgang Bernt an der Seite kämpft er dagegen an. „Ich habe auch schon Morddrohungen bekommen“, sagt er.

Vorfall im Sommer

Auslöser war ein Vorfall im vergangenen Sommer. Mikhail stand auf einem Taxistandplatz vor einem Nobelhotel. „Ich wäre der Nächste gewesen. Aber dann hat mir vor der Nase ein Mietwagenfahrer den Kunden weggeschnappt“, erzählt er. Das allerdings ist verboten. Denn: Mietwagenunternehmer dürfen nicht vor den Hotels auf Kunden lauern. „Das passiert aber“, sagt Anwalt Bernt. Und zwar genau vor den Eingangstüren – im Parkverbot. Und Bernt glaubt: „Da gibt es Schmattes-Vereinbarungen (Trinkgeld, Anm.) mit den Portieren und Rezeptionisten für die Vermittlung.“ Die Taxifahrer, die ein paar Meter weiter stehen, schauen durch die Finger. „Ich kann das alles belegen“, sagt Mikhail.

Das Geschäft bricht den Taxlern zunehmend weg. 4600 Taxis sind derzeit in Wien unterwegs. Auch die Nacht-U-Bahn kostet Kunden, die Tonart wird härter.

Christian Gerzabek, Obmann der Taxi- und Mietwagen-Innung, kennt das Problem. „Der Vorwurf, dass die Mietwagen stand-by vor den Hotels stehen, ist nicht von der Hand zu weisen.“ Zahlreiche Beschwerden sind eingetrudelt. „Als Innung sitzen wir zwischen zwei Stühlen“, erklärt er. Aber: „Der Fahrgast soll das bekommen, was er wünscht. Wenn er ein Taxi verlangt, muss er das bekommen. Das hat nicht der Hotelmitarbeiter zu entscheiden.“

Dass es Vereinbarungen zwischen Hotels und Mietwagenfirmen gibt, ist kein Geheimnis. „Jedes Fünf-Stern-Hotel hat einen Vertrag mit einem Limousinen-Service“, sagt Peter Fenz, Generaldirektor des Marriott am Ring und Sprecher der Fünf-Sterne-Hotels. „Die Mietwagen sind sauber und neu, die Chauffeure sprechen mehrere Sprachen. Bei den Taxis ist das oft ein Problem.“

Stinkefinger

Der Streit zwischen Taxlern und Mietwagenfahrern sei „unschön. Das schadet dem Tourismus“, meint Fenz. „Da werden Stinkefinger gezeigt und Leute beschimpft.“ Und: „Die Gäste wollen nicht fotografiert werden.“ Das Marriott hat bereits einen Anwalt eingeschalten.

Einer der betroffenen Mietwagenunternehmer ist Alexander Tiller. Er schildert die Situation so: „Meine Lenker werden gefilmt, fotografiert und beschimpft. Wir fühlen uns im Stich gelassen.“ Es komme vor, dass Mietwagen länger im Parkverbot stehen, gibt er zu. „Der Kunde kommt später oder geht noch frühstücken. Der Fahrer muss warten“, erklärt er. „Jetzt müssen die Lenker alle neun Minuten das Auto bewegen.“ Denn im Parkverbot ist nur ein Halten für zehn Minuten erlaubt.“ Auch die Mietwagenfirmen bereiten eine Unterlassungsklage vor.

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