Stoßgebete der Ordensspitäler

Stoßgebete der Ordensspitäler
Acht Ordensspitäler klagen über Finanznot. Sie sehen die Stadt gefordert und den laufenden Betrieb gefährdet.

So schwierig wie jetzt war es noch nie", sagt Michael Heinisch. Der Mann im schwarzen Anzug ist Herr über fünf von acht Wiener Ordensspitälern - öffentliche Krankenhäuser, in denen heute jeder fünfte Wiener behandelt wird. 350.000 Patienten suchen Jahr für Jahr die Ambulanzen der Barmherzigen Brüder und Schwestern, des Göttlichen Heilands und fünf anderer Häuser auf.

Es sind Spitäler, in denen Spitzenmedizin geboten wird, in denen aber auch Menschen versorgt und operiert werden, die sich keine Versicherung leisten können. "Doch nun ist die Belastbarkeitsgrenze unserer Mitarbeiter definitiv erreicht", poltert Heinisch.

Unverzichtbar

Stoßgebete der Ordensspitäler

Was ist passiert? Seit einigen Wochen und auch heute wieder verhandeln Heinischs Leute mit dem Büro von Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SP). Es geht um jenes Geld, das die Gemeinde den acht Krankenhäusern Jahr für Jahr zuschießen muss.

Wie alle anderen Gemeindespitäler, können auch die Ordensleute nicht alle Kosten selbst schultern. "Aber die Stadt kann auf uns nicht verzichten. Und das wissen die Politiker", zeigt sich auch Heinischs Kollege, Manfred Greher, überzeugt. "Die Zahl der Wiener, die zu uns kommen, nimmt stetig zu", sagt der Sprecher aller Ordenshäuser.

Aufgrund der Sparzwänge wurden schon in den vergangenen Jahren Laborstandorte zusammengelegt. Wo früher fünf Radiologie-Institute waren, sind heute nur noch zwei. Dasselbe gilt für die Apotheken. "Aber jetzt gibt es keine Reserven mehr", sagt Greher. "Wenn nun zu wenig Geld ins System fließt, wird es Konsequenzen geben", sagt Heinisch. "Wir reden nicht von der fernen Zukunft, sondern vom Jahr 2012."

Harte Fronten

Im Büro von Stadträtin Wehsely will man die herrschende Aufregung nicht verstehen. "Für die Ordensspitäler gab es im Vorjahr eine deutliche Erhöhung des Budgets auf 50 Millionen Euro." Trotz Finanzkrise und trotz des Diktats der knappen Kassen könnten die Orden auch heuer wieder mit demselben Betrag rechnen.

Von einer Erhöhung könne keine Rede sein, beharren Heinischs Leute. "Die Gesamtsubventionen wurden zwar angehoben", räumt Verhandler Stephan Lampl ein. Dafür seien aber Investitionssummen um acht Millionen Euro gekürzt worden. Das Argument der Stadt, dass nicht jedes Jahr gleich viele Investitionen fällig seien, lässt Lampl nicht gelten. "Schließlich steigt die Leistung, die wir für die Gemeinde erbringen, laufend." Eine Erhöhung, stellt er zynisch fest, sehe da wohl anders aus. Heute, Dienstag, geht der Disput in die Verlängerung.

Kommentare