Kirche deckt Verdachtsfall selbst auf

Kirche deckt Verdachtsfall selbst auf
Anschuldigungen gegen Pfarrer. Die Erzdiözese hat die Staatsanwaltschaft eingeschaltet.

Man hat der katholischen Kirche seit Jahren vorgeworfen, bei Verdachtsfällen sexuellen Missbrauchs in ihren Reihen zu mauern, zu verharmlosen, zu vertuschen.

Im jüngsten Fall, der sich in einer Pfarre in Wien-Simmering zugetragen haben soll, ging der Anstoß für Ermittlungen gegen einen Pfarrer aber allen Anschein nach von der katholischen Kirche selbst aus. Wie berichtet, wird ein Priester verdächtigt, vor wenigen Monaten einen Jugendlichen sexuell missbraucht zu haben. Darüber hinaus ordnete die Staatsanwaltschaft Wien wegen Verdachts der Kinderpornografie eine Hausdurchsuchung an – der Computer des Geistlichen wurde vergangenen Freitag beschlagnahmt.

Michael Prüller, Sprecher der Erzdiözese Wien, erklärt auf Anfrage des KURIER: "Die Sachverhaltsdarstellung wurde von der Erzdiözese bei der Staatsanwaltschaft eingebracht." Konkret gehe es "um eine Person, die zum Tatzeitpunkt 17 Jahre alt gewesen ist, die dem Pfarrer sexuellen Missbrauch vorwirft".

Opfer meldete sich

Das mutmaßliche Opfer habe vor der Opferschutz-Kommission unter der Leitung der ehemaligen steirischen Landeshauptfrau Waltraud Klasnic ausgesagt. Herwig Hösele, Sprecher der Kommission: "Wenn es einem Fall gibt, wo Gefahr im Verzug sein könnte, melden wir das unverzüglich den zuständigen kirchlichen Stellen." In diesem Fall der Erzdiözese Wien.

Die sah sich veranlasst, die Staatsanwaltschaft einzuschalten. "Mit der großen Schwierigkeit, dass sich herausstellen kann, dass der Mensch unschuldig ist", sagt Prüller.

Auf die Unschuld des Pfarrers hoffen auch seine Gemeindemitglieder in Simmering. "Ich kenne den Herrn Pfarrer seit 14 Jahren. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er das getan hat", sagt ein ehemaliger Pfarrgemeinderat. Man solle die Staatsanwaltschaft erst fertig ermitteln lassen, ehe man sich ein Urteil bilde.

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