Prozess: Touristen fast vor U-Bahn gestoßen

Prozess: Touristen fast vor U-Bahn gestoßen
47-Jähriger war aufgrund seiner Geisteskrankheit zum Tatzeitpunkt nicht zurechnungsfähig.

Der Mann hat in New York studiert, ist Akademiker und arbeitete jahrelang bei der Internationalen Atomenergie-Behörde IAEA in Wien. Eines Tages machte es in seinem Kopf klick, seither leidet er an paranoider Schizophrenie. Weil er die vom Arzt verschriebenen Medikamente als "Gift" einstufte, die ihm schaden würden, nahm er sie nicht mehr – was beinahe fatale Folgen gehabt hätte.

Am 30. April 2014 entnahm der 47-Jährige einem Gratisblatt, dass russische Panzer auf dem Luftweg über Wien nach Kuwait geliefert werden sollten. Das wollte er mit eigenen Augen sehen und begab sich zum Flughafen Schwechat. Als die Zugbegleiterin im Flughafen-Express CAT seine Fahrkarte sehen wollte, soll er die Tür entriegelt haben (was bei voller Fahrt offenbar möglich ist) und versucht haben, die Frau aus dem Zug zu drängen. Er selbst behauptet, die Tür "irrtümlich" aufgemacht zu haben. Er habe die Notbremse drücken und mit dem Fahrer sprechen wollen, erklärte der Elektroingenieur am Dienstag vor Gericht.

Mit Anlauf

Die Polizei nahm ein Protokoll auf und ließ den Mann wieder gehen. Dieser begab sich in die U-Bahn-Station Neubaugasse und soll dort laut Augenzeugen "mit Anlauf und voller Wucht" versucht haben, einen russischen Touristen vor eine zwei Minuten später einfahrende U-Bahn auf die Geleise zu stoßen. Das gelang ihm "nur deshalb nicht, weil er Tourist von massiger Statur war", stellte die Staatsanwältin fest. Weil der 47-Jährige aufgrund seiner Geisteskrankheit zum Tatzeitpunkt nicht zurechnungsfähig und daher nicht schuldfähig war, werden ihm weder Mordversuch noch versuchte schwere Körperverletzung angelastet. Die Anklägerin beantragt jedoch eine unbefristete Unterbringung im derzeit viel diskutierten und dringend reformbedürftigen Maßnahmenvollzug in einer Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher. Die Verhandlung wurde vertagt.

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