Noch mehr Videokameras in Öffis

Noch mehr Videokameras in Öffis
Empörung nach der Messerattacke auf einen Vater. Polizei spricht von „traurigem Einzelfall“.

Wie sicher sind die Öffis? Nach der Bluttat in der Station Handelskai am Wochenende haben Öffi-Betreiber und Wiener Polizei wieder Erklärungsbedarf. Wie berichtet, wurde ein 39-jähriger Familienvater vor den Augen seiner Kinder Opfer einer Messerattacke. Viele Fahrgäste sind darüber jetzt empört.

Der Mann war Samstagabend mit seinen drei Kindern von vier, acht und 14 Jahren unterwegs. Er wollte telefonieren und bat eine Gruppe Jugendlicher etwas leiser zu sein. Daraufhin kam ein 19-Jähriger auf ihn zu und schlug ihm mit der Hand ins Gesicht, erzählte der Mann bei seiner Einvernahme. Die Familie wurde von den Burschen nach draußen verfolgt.

Dort kam es zum Eklat. Der 19-Jährige soll mit einem Springmesser zwei Mal in den Oberschenkel des Familienvaters gestochen haben. Der mutmaßliche Täter wurde später festgenommen, bestreitet aber die Tat.

Sichere Öffis

In den vergangenen Monaten sorgten mehrere Gewalttaten in den öffentlichen Verkehrsmitteln für negative Schlagzeilen. Eine Statistik gibt es dazu zwar nicht. Die Polizei beobachtet jedoch keinen Kriminalitätsanstieg in den Öffis. „Bei der Messerattacke am Wochenende handelt es sich um einen traurigen Einzelfall. Die öffentlichen Verkehrsmitteln gelten allgemein als ausgesprochen sicher“, sagt Polizeisprecher Thomas Keiblinger.

Dieses Gefühl scheinen auch die Passagiere zu haben. Laut einer Umfrage der ÖBB von Anfang Februar fühlen sich 63 Prozent der Fahrgäste „sicher bis sehr sicher“, sagt Michael Braun von der ÖBB. In den vergangenen Jahren wurden 50 Bahnhöfe mit mehr Glas und Beleuchtung ausgestattet. Das soll das Sicherheitsgefühl steigern.

Für diese Empfindung sorgt auch das Sicherheitspersonal vor Ort. Bis zu 80 Polizeibeamte der Bereitschaftseinheit sind täglich in den Wiener Öffis unterwegs. Die Wiener Linien setzen zudem auf Zivilcourage. Mit ihrer neuesten Kampagne „Im Zweifelsfall ist es ein Notfall“ wird im U-Bahnbereich die Verwendung der Notbremse sowie des Notrufknopfs verstärkt in den Fokus gerückt.

Um Täter abzuschrecken oder nach Gewaltexzessen auszuforschen, haben die Wiener Linien bereits mehr als 50.000 Videokameras montiert. Das Ausbauprogramm geht weiter. 2013 werden 1,2 Millionen Euro in die Videoüberwachung investiert. Dabei werden auch Straßenbahnen und Busse verstärkt ausgestattet.

Auch die großen Bahnhöfe der ÖBB sind mittlerweile videoüberwacht. Außerdem sind die neueren Modelle der Schnellbahn bereits mit einer Überwachungskamera ausgestattet.

Nicht zum ersten Mal passiert eine Gewalttat in einem öffentlichen Verkehrsmittel. Vor allem die U6 war in letzter Zeit oft Tatort.

17. Dezember 2012: Mitten in der Rush Hour wurde eine 23-jährige Frau in der Wiener U6 bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt und anschließend vergewaltigt. Der mutmaßliche Täter wurde wenige Tage später in Graz festgenommen.

23. Dezember 2012:Eine 39-Jährige wurde, nachdem sie sich für ein von Burschen belästigtes Mädchen eingesetzt hatte, in einem Waggon der U6 niedergeschlagen. Die Lehrerin erlitt einen Kieferbruch, den jungen Männern gelang die Flucht.

30. Dezember 2012: In Ungarn wurde ein 28-Jähriger festgenommen, der im Verdacht steht, mindestens sieben Frauen in der U6 ausspioniert und in der Nähe der U-Bahnstation vergewaltigt zu haben. Er sitzt in U-Haft.

5. Jänner:Ein 51-Jähriger stieß eine 36-jährige Kenianerin in der U-Bahnstation Taborstraße auf die Gleise. Er wurde zu einem Jahr bedingter Haft verurteilt.

3. März: An der U6-Station Längenfeldgasse wurde ein junger Nigerianer erstochen. Der mutmaßliche Täter wurde noch in der U-Bahnstation festgenommen.

Die Stimmung war angespannt: Tausende Pendler kamen Montagfrüh zu spät in die Arbeit. Die Linie U4 musste zwischen Hütteldorf und Hietzing gesperrt werden. Grund war ein Schotterreinigungswagen, der in der Nacht aus den Schienen gesprungen war. Das tonnenschwere Fahrzeug musste erst wieder in die Spur gehoben werden – und das dauerte bis 10.30 Uhr.

Dutzende Mitarbeiter der Wiener Linien wiesen den Pendlern den Weg zu den Ersatzbussen. Doch die waren rasch voll. „In einen Bus gehen ja höchstens so viele Leute rein wie in einen U-Bahn-Waggon. Da sind etliche Leute zurückgeblieben“, ärgert sich Erika Stary. Einem jungen Paar mit Kinderwagen ist der Bus gerade vor der Nase davongefahren. „Ärgerlich. Speziell mit dem Wagerl. Aber was willst du machen.“

Amalia Lengauer hingegen nimmt den Ausfall der U4 gelassen hin. „Ich bin heute Früh mit dem Zug aus Wels gekommen. Aber da habe ich schon gewusst, dass die U-Bahn nicht fährt. Meine Tochter hat mich gleich angerufen. Und auch im Radio lief’s rauf und runter.“

Bei den Wiener Linien bedauert man den Vorfall. „Keine angenehme Geschichte“, sagt Sprecherin Anna-Maria Reich. „Aber in dem Fall waren wir machtlos.“

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