Marsch auf Wien aus ganz Österreich

Marsch auf Wien aus ganz Österreich
Tausende zivile Musiker kämpfen um die Militärmusik-Kapellen.

Den Chefs der österreichischen Blasmusik-Verbände reicht es. Nachdem sie wochenlang ergebnislos mit Verteidigungsminister Gerald Klug um den Erhalt der Militärmusik-Kapellen in den Bundesländern gestritten haben, planen sie jetzt mit Tausenden Mitgliedern den Marsch auf Wien – und wollen der Regierung am Ballhausplatz "den Marsch blasen".

Aufgrund des drastischen Sparbudgets will Klug bereits ab Juli die Militärkapellen der Bundesländer von derzeit jeweils 47 auf 20 Musiker reduzieren. Auch die längere Dienstzeit-Verpflichtung von bisher 14 Monaten fällt weg. Das bedeutet, dass junge Musiker künftig nur vier Monate bei der Militärkapelle bleiben, weil sie dann abrüsten. Das tut auch der zivilen Musikszene weh: Die qualitativ hochwertige Ausbildung der rückkehrenden Rekruten war bisher für jede Kapelle ein wertvoller Input.

Für Wolfram Baldauf, Landesobmann des Vorarlberger Blasmusikverbands und der Militärmusikfreunde Österreich, ist dies der Anfang vom Ende der Militärmusik. Die derart reduzierte Truppe sei nicht einmal mehr in der Lage, einen Militärmarsch zu spielen – irgendwann drohe die totale Auflösung.

Kritik am Minister

Dagegen führen die Blasmusik-Verbände einen erbitterten Abwehrkampf. Bei einem Probe-Protest in Vorarlberg gingen die Wogen hoch: "Die wissen in Wien gar nicht, was sie eigentlich damit für sich selbst kaputtmachen!" Die Bürger skandierten: "Stopp der Zerstörung unserer Musikkultur!" An Minister Klug: "Ja zu neun Militärmusiken ist KLUG." Oberst Günter Wieser vom Förderverein der Militärmusik fordert, man solle lieber 500 Verwaltungsposten im Verteidigungsministerium einsparen.

Am Dienstag, 19. Mai, um 10.30 Uhr, wollen sie gemeinsam am Ballhausplatz stehen. Nicht nur die Musiker selbst, sondern auch deren Partner, Eltern und Freunde. Derzeit wird generalstabsmäßig geplant. Listen mit den passenden Zugverbindungen werden erstellt, Plätze gebucht und Zubringerbusse organisiert. Auch die Infrastruktur vor Ort wird organisiert: Dazu zählen Abstellplätze für die Instrumentenkoffer im Volksgarten-Pavillon, Imbiss und WC-Benützung.

Protestmärsche

Ab 11 Uhr gibt es Protestmärsche. Ab 13.30 Uhr wird vor dem Parlament weitergespielt. 1000 Musiker sollen gleichzeitig aufspielen; die Noten werden bereits ausgegeben. Das letzte Stück heißt "O, du mein Österreich". Dabei sein soll auch eine prominente Politikerriege. Zuletzt hat sich Justizminister Wolfgang Brandstetter für den Erhalt der Militärmusik ausgesprochen. Auch hochrangige Orchestermusiker, die ihre ersten Sporen bei der Militärmusik verdient haben, werden erwartet.

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