Mariahilfer Straße: „Die Nerven weggeschmissen“

Dem Mahü-Trio ist das Lachen mittlerweile vergangen: Kaufmann (re.) resigniert, Blimlinger (li.) ist darüber erbost, Vassilakou hüllt sich in Schweigen
Mariahilfs Bezirkschefin schockiert ihre rot-grünen Fuzo-Projektpartner

Der rot-grüne Haussegen in Sachen Mariahilfer Straße hängt endgültig schief: „Ich befürchte, dass die Befragung zur Fußgängerzone negativ ausgehen wird“, orakelte die Mariahilfer Bezirksvorsteherin Renate Kaufmann (SPÖ) im KURIER-Interview. Obendrein sei der Probebetrieb ein Fehler gewesen, man hätte die Bürger lieber vor der Umgestaltung befragen sollen.

Fassungslos reagiert der grüne Projektpartner im Nachbarbezirk Neubau auf diese merkwürdige Wahlwerbung für die kommende Bürgerbefragung: „Kaufmann hat wohl kurz die Nerven weggeschmissen“, mutmaßt Bezirkschef Thomas Blimlinger. „Es ist unverständlich, warum sie das gerade jetzt sagt.“ Denn nach Weihnachten habe sich der Verkehr rund um die Einkaufsmeile deutlich beruhigt, man sehe, dass es sich mit der Umgestaltung sehr gut leben lässt. Deshalb sei ein Ja der Bürger zur Umgestaltung nach wie vor durchaus realistisch.

Blimlinger rätselt, warum seine Amtskollegin jetzt plötzlich auch den Probebetrieb in Frage stellt. „Wir haben uns auf einen Kompromiss geeinigt, Kaufmann verlässt jetzt diesen gemeinsamen Weg. Hoffentlich lässt sich sie noch überzeugen.“

Brüskiert muss sich jetzt auch die grüne Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou fühlen, die gerade die 850.000 Euro teure Werbemaschinerie für die Fußgängerzone angeworfen hat. Doch in ihrem Büro will man die Aussagen der roten Bezirkschefin erst gar nicht kommentieren.

Interne Kritik

Befremden ist dafür aus Kaufmanns eigenen Reihen zu hören: „Noch vor einigen Tagen war in internen Sitzungen von ihr zu hören, dass alles easy läuft und man die Sache jetzt durchzieht. Im Interview sagt sie jetzt genau das Gegenteil“, erfährt man aus SPÖ-Kreisen.

Die Opposition lacht sich jedenfalls ins Fäustchen. „Die ersten Absetzbewegungen beginnen. Mit dem erwartbaren Flop bei der Bürgerbefragung will jetzt keiner mehr etwas zu tun haben“, ätzt FPÖ-Verkehrssprecher Toni Mahdalik. „Am Schluss soll nur Vassilakou schuld sein. Dabei hat die SPÖ von Anfang an zu allem Ja und Amen gesagt.“

Kindesweglegung

Anstatt Kindesweglegung sollte Kaufmann aber lieber ihre Verantwortung wahrnehmen, fordert die ÖVP. Schließlich sei sie nach eigenen Worten die Erfinderin des Projekts Fußgängerzone .

Für den Politologen Thomas Hofer habe Kaufmann die Flinte viel zu früh ins Korn geworfen. „Die Abstimmung ist noch eine offene Partie.“ Es sei durchaus in Ordnung, Fehler bei der bisherigen Planung einzugestehen, „gleichzeitig muss man aber auch vermitteln, dass man für das Projekt kämpft“. Ansonsten sei es leicht möglich, dass die Abstimmung tatsächlich noch verloren geht.

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