Klangforum: Kritik am Musiktheater in Wien

Klangforum: Kritik am Musiktheater in Wien
Klangforum-Chef Hartberger nimmt die Staatsoper bei der Moderne in die Pflicht.

Drastische Worte fand Orchesterchef Sven Hartberger bei der Präsentation der kommenden Klangforum-Spielzeit. "Dem Klangforum geht es ausgezeichnet. Wir sind in der Saison 2012/`13 an vielen internationalen Opernhäusern zu Gast. Etwa in Oslo, Madrid, Toulouse, an der Mailänder Scala, am Teatro Colon in Buenos Aires oder in Japan. Dabei tragen wir eine Fiktion des österreichischen Musiklebens in die Welt."

Denn der Stadt Wien attestiert der Leiter des Klangforum in Sachen zeitgenössisches Musiktheater eine "Bankrotterklärung". Hartberger: "Wer eine Oper von Georg Friedrich Haas, Olga Neuwirth oder Beat Furrer sehen will, muss ins Ausland fahren. Es kann doch nicht sein, dass das modernste Werk, das an der Staatsoper zu sehen ist, `Capriccio` von Richard Strauss aus dem Jahr 1942 ist." Und weiter: "Wenn das Theater an der Wien in der Moderne einmal auslässt, was es in dieser Spielzeit leider tut, dann gehen an anderen Häusern die musikalischen Vorhänge spätestens nach Strauss herunter."

Mehr Mut zu zeitgenössischer Musik

Hartberger nimmt vor allem das Haus am Ring in die Pflicht. "Die Musik der letzten 70 Jahre wird in Wien einfach nicht gespielt. Das Publikum wird um diese Musik geprellt und betrogen. Ich kann aber zeitgenössische Musik nur dann verstehen, wenn ich die musikalischen Bindeglieder hören kann. Wenn ich jemanden, dessen musikalischer Letztstand die `Zauberflöte` ist, mit `Tristan` konfrontiere, dann wird er Wagner auch für Lärm halten."Und die Forderung an die Staatsoper: "Das Haus muss sich zur Musik unserer Zeit bekennen." Mit Opernchef Dominique Meyer gab es diesbezüglich einen Termin. Meyer wolle sich, so Hartberger, für ein Opernhaus der Gegenwart einsetzen.

Zum Klangforum: Die Abos im Konzerthaus sind fast alle weg, man spielt die Eröffnung von Wien Modern, ist bei den Festwochen mit einer Oper von George Benjamin zu hören. Der Erste Bank Kompositionspreis geht 2012 an Klangforum-Mitbegründer Beat Furrer.

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