Asylwerberin von Wien nach Kanada: Laila P.'s neues Leben

Laila P. gab Flüchtlingen ein Gesicht.
Die 36-Jährige hätte im Juni nach Bulgarien abgeschoben werden sollen - die AUA-Crew entschied sich dagegen.

Laila P. ist weg. Die 36-Jährige bestieg Donnerstag um 7 Uhr den Flieger in Wien-Schwechat.

Laila P. – das ist jene Frau aus Afghanistan, die nach Bulgarien abgeschoben werden sollte (dort wurde die Asylwerberin erstmals erfasst, Anm.) – bis sich der AUA-Pilot schließlich dagegen entschied (der KURIER hat berichtet). Und die in der vergangenen Woche noch einmal abgeschoben hätte werden sollen. Aber krank war. Jene, die den Flüchtlingen ein Gesicht gab – auch weil sich Freunde für sie engagierten. Und die auch für jene 99 Flüchtlinge steht, die allein gestern in Wien aufgegriffen wurden.

Asylwerberin von Wien nach Kanada: Laila P.'s neues Leben
Laila P., Valere Schramm, Cornelius Klimt
Gestern nahm die Frau aus Afghanistan Abschied. Freiwillig. Sie flog nach Kanada. „Dort ist jemand, der vier Sprachen spricht und eine akademische Ausbildung hat, willkommen“, sagt ihr Anwalt Franz Karl Juraczka. Und dort hat Laila auch eine Schwester. Vor sieben Jahren haben sich die Geschwister zuletzt gesehen.

Ihre Freunde Valere Schramm und Cornelius Klimt haben sie begleitet. „Letztendlich war es eine Flucht“, sagen sie. Denn eine Abschiebung nach Bulgarien war noch immer aktuell. „Das wäre nicht gut gegangen“, ist Schramm überzeugt. Sie war dort bereits in einem Flüchtlingslager. Als einzige Frau in einem Raum mit 15 Männern. Ein Monat ohne Sonnenlicht. „Traumatisiert“ habe sie dieses Erlebnis.

Spaghetti

Die Entscheidung, nach Kanada zu gehen, sei ihr dennoch nicht leicht gefallen. „Sie hat hier ihren Verlobten und ihre Freunde. Und hier war sie zum ersten Mal wieder sicher“, sagen ihre Begleiter. Die letzten Tage in Österreich verbrachte sie bei Freunden. Jeden Tag bei anderen. Und immer mit Spaghetti Bolognese – die Lieblingsspeise von Laila P.
Laila P.’s Gesicht wird aber bleiben. Und zwar als Gesicht für andere Flüchtlinge, die ein ähnliches Schicksal haben. „Laila steht für viele“, heißt eine neue Kampagne. Dabei kommt es am kommenden Dienstag erneut vor dem Polizeianhaltezentrum in Wien zu einer Mahnwache.

Was ebenfalls bleibt, ist die Ernüchterung bei den Freunden. „Wir wissen: Wäre sie nicht jung, hübsch und gebildet – die Öffentlichkeit hätte keine Notiz von ihr genommen.“

Kommentare