Ikea - und die Gefahr für Kinder

Ikea ruft 29 Millionen Kommoden der Serie "Malm" zurück. Aber nur in den USA.

Theodore McGee, Camden Ellis und Curren Callas können nie mehr bei Ikea von ihren Eltern aus dem Kinderparadies abgeholt werden. Die drei amerikanischen Knirpse, keiner älter als zwei, starben, als sie zuhause auf Schränke des schwedischen Einrichtungsriesen kletterten und beim Umkippen von den Möbeln begraben wurden.

Ikea hat jetzt in beispielloser Weise die Reißleine gezogen. 29 Millionen Kommoden der beliebten Serie „Malm“ werden in den Vereinigten Staaten offiziell zurückgerufen. Amerikas Ikea-Präsident Lars Peterson ging am Montagabend ins Fernsehen. Er forderte Kunden eindringlich auf, die besagten Möbel entweder umgehend an der Wand zu befestigen oder sie aus dem Zimmer zu schaffen, weil sie für Kinder eine „Gefahr“ darstellen können.

Das Problem ist nicht neu, das Ausmaß war aber bisher weitgehend unbekannt. Wie Ikea laut Medienberichten einräumt, sind seit 1989 in den USA 36 Kinder von umkippenden Schränken verletzt wurden. Sechs Todesfälle sind der US-Behörde für Produktsicherheit CPSC bekannt, der jüngste tragische Fall ereignete sich demnach im Februar.

Im vergangenen Sommer startete der Konzern eine breite Aufklärungskampagne und bot für die knapp 70 Zentimeter hohen „Malm“-Kommoden kostenlose Montage-Sets zur Befestigung an der Wand an. Produktsicherheit, so Unternehmens-Sprecherin Mona Astra Liss, habe für Ikea oberste Priorität.

300.000 Nachrüstungs-Bausätze seien seither abgerufen worden - zu wenig, befand die zuständige Behörde. Ihren Untersuchungen nach stirbt in den USA statistisch gesehen alle zwei Wochen ein Kind, weil ein Möbelstück oder der Fernseher umkippt. Jede halbe Stunde wird ein Kind bei solchen Unfällen im Haushalt verletzt.

Jackie Collas aus dem US-Bundesstaat Pennsylvania erlebte dabei eine Tragödie. Ihr zweijähriger Sohn wurde 2014 unter einer „Malm“-Kommode, die frei im Raum stand, gefunden. Das Kleinkind starb noch an der Unfallstelle. Callas klagte nach Informationen des TV-Senders ABC gegen Ikea. Ihr sei nicht bewusst gewesen, dass der Schrank an die Wand gedübelt werden muss. „Das ist ein wirklich gefährliches Produkt. Es muss weg.“

Ikea, an Rückrufe für einzelne Produkte gewöhnt, bietet Kunden in Amerika jetzt an, das Möbelstück zum vollen Kaufpreis zu erstatten. Alternativ können Besitzer auch Techniker des Konzerns bestellen, die die Kommode fachgerecht installieren. Was die Rückrufaktion im globalen Maßstab bedeutet, ist noch unklar. Laut Ikea wurden in den vergangenen 13 Jahren weltweit 65 Millionen Kommoden der Serie „Malm“ verkauft.

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