"Wir verjagen die Besten"

Gesundheitslandesrätin Beate Prettner hat in Kärnten eine Servicestelle installiert, die Schüler auf die Med-Uni-Tests vorbereitet.
Landesrätin Beate Prettner hält Aufnahmetests der Med-Unis für "Schwachsinn".

Der Kärntner Sparkurs verlangt von Gesundheits-Landesrätin Beate Prettner viel Kreativität. Die 1. Landeshauptmann-Stellvertreterin spricht im KURIER-Interview über fehlende Jungärzte, Zuckerln gegen die Abwanderung, Armutsfalle und die Werbe-Watchgroup.

KURIER: Sie betonen stets, dass die Krankenhaus-Standorte gesichert sind. Benötigt man überhaupt so viele Spitäler?

Beate Prettner: Ja. Mein Ziel ist es, jedem Krankenhaus seinen Schwerpunkt zu geben. Je mehr Qualität und Erfahrung ich in einem bestimmten Bereich habe, desto besser. Änderungen wird es insofern geben, dass wir verstärkt in tagesklinische Leistungen gehen werden.

Einsparungen im medizinischen Bereich sind vonnöten. Wo gibt es Potenzial?

Die Kosten sind rasant gestiegen, wir haben um zehn Prozent mehr Kosten als im Vorjahr. Wir wollen die Kostensteigerungen dämpfen.

Ärzte für den Bereitschaftsdienst im niedergelassenen Bereich fehlen ebenso wie Land- und Turnusärzte. Kann Kärnten hier eine spezielle Problemlösung anbieten?

Zum ersten Bereich: wir verfolgen ein Projekt, das die Ärzte entlasten soll. Oft geht es um Fragen, die schnell geklärt werden können. Unter der Telefonnummer 141 soll eine zwischengeschaltene Schlüsselperson erreichbar sein, der die Notwendigkeit eines Arztes vor Ort klärt. Für junge Mediziner muss weiters die Qualität der Ausbildung stimmen. Kärnten hat eine Servicestelle, die Studenten und Turnusärzte begleitet. Unser Konzept lässt Turnusärzte ganz genau wissen, wann sie welche Fächer absolvieren werden. Somit ist der Turnus planbar. Unser Service beginnt bei der Aufnahmsprüfung, da unterstützen wir die Leute in Vorbereitungskursen. Somit können wir die Zahlen der Kärntner Medizinstudenten erhöhen. Wobei: ich halte die Aufnahmsprüfung für Schwachsinn. Die besten Schüler scheitern bei diesem Test. Wir verjagen die Besten ins Ausland.

Und solange andere Nationen oder Häuser mit besserer Bezahlung und anderen Zuckerln locken, wird die Abwanderung der Jungärzte weitergehen.

Natürlich spielt die Bezahlung eine Rolle, aber da brauchen wir uns in Kärnten nicht verstecken. Das Klinikum Klagenfurt bietet außerdem Kinderbetreuung an, die Servicestelle hilft bei der Wohnungsvermittlung.

Gehört die Zukunft Medizinern wie dem Tankstellen-Doc in Wien, der rasch gegen Bargeldzahlung eine Diagnose stellt?

Ich halte das gegenwärtige System, das mir gratis eine Diagnose und eine Behandlung bietet, für das allerbeste. Ich gebe die e-Card und erhalte die Versorgung. In anderen Nationen muss ich die Kreditkarte zücken.

Sie sind Mutter dreier Kinder, finanziell abgesichert. Können Sie sich in die Situation einer arbeitslosen, alleinerziehenden Mutter dreier Kinder versetzen und was würden Sie ihr raten?

Ich weiß, dass die Armut ein riesiges Problem ist, dass viele unverschuldet nicht über die Runden kommen. Daher kann ich den Frauen nur raten, sich um eine Ausbildung zu kümmern. Das ist eine Garantie, um nicht in die Armutsfalle zu tappen.

Ihre Meinung zur Werbe-Watchgroup (wurde von der Stadt betrieben, Anm.), die in Klagenfurt aufgrund einer Weisung von Bürgermeister Christian Scheider eingestellt wurde.

Es ist schade, weil die Watchgroup für die Bewusstseinsbildung wichtig war und sexistische Werbung aufgezeigt hat. Das Argument der Unternehmer, man habe sie an den Pranger gestellt, verstehe ich nicht. Wenn man sich die Fülle der Veröffentlichungen ansieht, hatte das Ganze für sie sogar einen Werbewert.

Vita

Geboren wurde Prettner am 16. April 1965. Nach dem Medizinstudium in Wien arbeitete sie als Praktische Ärztin in Villach. Von 2006 bis 2010 war sie Oberärztin der Gynäkologie am LHK Klagenfurt. Prettner ist Gesundheits-, Sozial-, Familien- und Jugendsprecherin des Kärntner SPÖ-Landtagsklubs. Von 2010 bis 2013 war sie Landesrätin für Umwelt, Energie und Frauen. Seit 28. März 2013 fungiert sie als 1. Landes- hauptmann-Stv. und Landesrätin für Gesundheit, Spitäler, Soziales, Senioren, Frauen und Jugend.

Prettner ist Mutter dreier Kinder.

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