Polizei geht von Unfalltod Anton Koschuhs aus

Koschuhs Notebook und Handytasche wurden gefunden.
Der Grazer galt drei Monate lang als vermisst. In Deutschland wurden seine sterblichen Überreste gefunden.

Drei Monate lang wurde nach Anton Koschuh (43) gesucht. Seit Donnerstag steht fest, dass es sich bei den im deutschen Uelzen gefundenen Knochen um die sterblichen Überreste des Grazers handelt. Eine DNA-Analyse brachte Gewissheit; nun sind die Behörden auf der Suche nach der Todesursache. Laut Landeskriminalamt Steiermark (LKA) ist derzeit von einem Unfall auszugehen, Suizid und Fremdverschulden konnten so gut wie ausgeschlossen werden, sagte Polizeisprecher Fritz Grundnig.

Die deutschen Behörden planen in der kommenden Woche eine Nachsuche, um mögliche weitere Funde, die Koschuh zuzuordnen sind, zu entdecken. Momentan liege die Vermutung nahe, dass der Grazer im Juli am Heimweg von Hamburg per Zug fahren wollte und aus irgendeinem Grund offensichtlich entlang der Hochgeschwindigkeitstrasse bei Uelzen zu Fuß gegangen und verunfallt war.

Hilferufe

Grundnig bestätigte, dass der Polizei in Uelzen am 24. Juli nach Einbruch der Dunkelheit von einer Jägerin, die auf einem Hochsitz saß, Hilferufe gemeldet wurden. Sie habe damals angegeben, dass sie diese in der Nähe ihres Sitzes gehört habe. Als die Polizei die Umgebung absuchte, konnte sie jedoch nichts entdecken. Erst vor zwei Wochen wurden etwa eineinhalb Kilometer vom Hochsitz entfernt Spuren des Steirers gefunden.

Die Familie des 43-Jährigen wurde am vergangenen Donnerstag davon informiert. Sein Bruder kritisierte daraufhin in seinem Internetblog: "Ich bin nicht auf die deutsche Polizei wütend, im Gegenteil. Und es macht den Toni auch nicht mehr lebendig. Aber vielleicht hätte man am 24. Juli gründlicher suchen müssen." Seitens der steirischen Behörden hieß es, dass es unwahrscheinlich sei, dass die Jägerin Hilferufe aus einer Entfernung von eineinhalb Kilometern gegen den Wind gehört haben kann. Koschuhs Bruder meinte dagegen: "Es ist aber nur schwer vorstellbar, dass zwei völlig unterschiedliche Personen, im Umkreis von nur 1500 Metern, ganz im selben Zeitraum, in Not waren."

Kai Richter von der Pressestelle der Polizeiinspektion Lüneburg/Uelzen erklärte auf Anfrage, dass man "Verständnis für eine Kritik in einer Ausnahmesituation" habe: "Die können wir aushalten." Von einer Ermittlungspanne wolle er jedoch keinesfalls sprechen: "Die Kollegen haben am 24. Juli intensiv gesucht und nach bestem Wissen gehandelt." Da keine Vermisstenanzeige vorgelegen sei und Meldungen über Hilferufe öfter vorkommen, sei eben nicht das ganze Programm mit Hubschrauber und dergleichen angelaufen: "Wir nehmen solche Sachen schon ernst, aber es ist immer abzuwägen, wie sinnvoll welche Suchaktionen nach entsprechender Beweislage sind", so Richter.

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