Temperaturrekorde auf den Bergen

Goldener Herbst: Die Großglockner Hochalpenstraße bleibt geöffnet
Extrem milde Luft in höheren Lagen. Schon am Wochenende naht das nächste Hoch.

Da werden Frühlingsgefühle geweckt: 21,9 Grad wurden am Dienstag um 14 Uhr auf der Hohen Wand, Niederösterreich, in 941 Metern Seehöhe gemessen; in Wiener Neustadt waren es zum gleichen Zeitpunkt vergleichsweise frische 9 Grad. Am Feuerkogel in Oberösterreich (1618 m) konnte man sich bei 20,2 Grad sonnen, dort wurde gestern sogar der ewige Temperaturrekord von 1939 (18,9 Grad) geknackt; In der Nebeldecke im Flachland von Ebensee konnte man vom Thermometer lediglich 4 Grad ablesen.

Josef Lukas, Meteorologe von UBIMET, spricht von einer "ganz, ganz außergewöhnlichen Wetterlage", die derzeit in Österreich vorherrscht. Seit einer Woche führt das Hoch "Tomoka" in höheren Schichten extrem milde Luft in den Alpenraum. "Die kalte Luft hat sich in den tieferen Schichten gesammelt, wird nicht mit der warmen Luft in den Bergen durchmischt. Damit haben wir das seltene Wetterphänomen mit der extremen Wärme in der Höhe", erklärt Lukas.

Dienstag Höhepunkt

Die Folge davon sind purzelnde Novemberrekorde in den Bergen. Neben der Hohen Wand und dem Feuerkogel wurden weiters am Jauerling (Niederösterreich/20,8 Grad), auf der Loferer Alm (19,5 Grad) und auf der Schmittenhöhe (jeweils Salzburg/18,5 Grad) Allzeitrekorde geknackt. Der Höhepunkt dieser ungewöhnlichen Wärmeperiode sei damit überschritten.

Lukas: "Von einem Wintereinbruch fehlt allerdings jede Spur, ganz im Gegenteil: am Wochenende sollte uns aus dem Südwesten ein weiteres Hochdruckgebiet erreichen."

Der Winter ist nicht einmal im Hochgebirge, wo derzeit eine Luftfeuchtigkeit unter zehn Prozent herrscht, in Sicht: Während die Großglockner Hochalpenstraße üblicherweise Anfang November in den Winterschlaf geschickt wird, bleibt sie heuer mindestens bis 9. November geöffnet. "Wir verzeichnen sogar unter der Woche rund 250 Fahrzeuge, die die Straße frequentieren. Es ist extrem warm, die Fernsicht ist sensationell", betont Betriebsleiter Peter Felsberger.

Tourismus profitiert

Der Tourismus profitiert ebenfalls von der ungewöhnlichen Wetterlage: So hat beispielsweise der Pyramidenkogel am Wörthersee weiterhin auch unter der Woche geöffnet. Während sich in den vergangenen Jahren zu dieser Jahreszeit eine dichte Nebeldecke über Klagenfurt und dem Wörthersee breitmachte, herrscht heuer seit Tagen bereits am Vormittag sensationelle Fernsicht. "Wir haben uns entschlossen, die Aussichtsplattform offen zu halten. Obwohl das noch nirgends verlautbart wurde, können wir täglich 100 bis 400 Gäste begrüßen", heißt es von Seiten der Geschäftsführung.

Auch die Betreiber von Buschenschanken und Gasthäusern in der Weinregion erwärmt das Hochdruckwetter die Herzen. "Das verlängert auf jeden Fall die Saison", freut sich Herbert Gerberth, Obmann des Tourismusverbandes Südsteirische Weinstraße. "So ein Wetter ist natürlich zuträglich, wir sind ja auch eine Top-Wandergegend."

In den bekannten Winzerorten Gamlitz, Leutschach oder Ehrenhausen dürfte damit auch an diesem Novemberwochenende wieder Hochbetrieb herrschen, auch wenn die eigentliche Weinstraßenzeit September und Oktober ist. An die ganz starken Tage werde man aber trotz der prognostizierten bis zu 20 Grad nicht herankommen, schätzt Gerberth: Da lassen es sich nämlich bis zu 20.000 Tagesausflügler in der Südtsteiermark gut gehen.

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