Steirische Polizei besorgt: Spielfeld wird neues Nickelsdorf

Seit Mittwochfrüh wird an der Grenze zu Ungarn kontrolliert.
"Täglich 10.000 Flüchtlinge erwartet", Entspannung im Burgenland.

Unbenutzte Töpfe bei der Essensausgabe und 40 leere Bundesheerzelte. Das Gelände des ehemaligen Zollamtes in Nickelsdorf ist verwaist. Kaum zu glauben, dass sich hier noch am Montag rund 16.000 Menschen aufgehalten haben.

Während sich die Lage am Grenzübergang zu Ungarn entschärft, fahren die Polizei- und Hilfskräfte in Kärnten und der Steiermark ihre Einsatzstäbe hoch. "Wir bereiten uns auf den Fall vor, dass Spielfeld das neue Nickelsdorf wird", sagt Manfred Komericky, stellvertretender Polizeidirektor der Steiermark. "Man muss damit rechnen, dass täglich 10.000 Flüchtlinge eintreffen." Wann die Menschen an der Grenze ankommen, könne er nicht sagen. "Das wäre prophetisch. Aber ich rechne in der nächsten Zeit damit." Mit Slowenien und Kroatien funktioniere aber die Kommunikation. "Wir bekommen rechtzeitig Infos, was bewegt sich auf Österreich zu."

Bericht aus Salzburg: Flüchtlinge zu Fuß über die Grenze

Wir berichten laufend im Live-Ticker über die aktuelle Situation.

Hilfe vom Heer

Bis zu 4000 Notquartiere entlang der Route Spielfeld und Graz seien in Vorbereitung. Für gestern Abend waren auch die ersten Kontrollen am steirischen Teil der Grenze zu Slowenien geplant, auf der Autobahn, der Bundesstraße sowie in Zügen. Die Polizei hat das Bundesheer um Hilfe gebeten.

Im Burgenland hat die Polizei Stellung auf der A4 bezogen. Um sieben Uhr haben die Grenzkontrollen in Nickelsdorf, Deutschkreuz und Schachendorf begonnen. "Im Laufe des Tages werden wir sie auf zehn Standorte ausweiten", erklärte Polizeisprecher Helmut Marban. 180 Beamte würden zum Einsatz kommen. Zusätzlich wird das Bundesheer den Assistenzeinsatz beginnen. "300 Soldaten sind bereits in Schulung", sagt Marban.

Die Kontrollen würden durchgehend 24 Stunden stattfinden. Es habe nur eine kurze Unterbrechung gegeben, um einen größeren Stau zu vermeiden. Viele Fahrzeuge werden durchgewunken, im Verdachtsfall müssen Reisepass gezeigt und Koffer- oder Laderaum geöffnet werden. Schlepper zu erwischen, ist das erklärte Ziel. Es werden keine Flüchtlinge zurückgeschickt", sagt Marban.

Kooperation

Auch Kärnten rüstet sich für die Flüchtlingswelle. Grenzkontrollen werden seit Mittwoch, 19 Uhr, beim Karawanken- und Loibltunnel durchgeführt. "Falls Flüchtlinge zu Fuß kommen, werden wir mit den slowenischen Kollegen versuchen, den Strom auf einen der zwölf Kärntner Übergänge zu kanalisieren", sagt Kärntens Polizeisprecher Rainer Dionisio.

Gesucht wird indes ein 30.000-Quadratmeter-Quartier zwischen Klagenfurt und Villach. Die bislang größte Unterkunft wurde in der Halle eines Gewerbebetriebes in Klagenfurt errichtet und ist für 1200 Personen ausgelegt; 600 Menschen aus Wien werden dorthin verlegt. Tags zuvor weigerten sich aber 1200 Flüchtlinge, nach Kärnten zu fahren, weil sie nach Deutschland wollten.

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