Sicherheit: Das Geschäft mit der Angst

Haustür
Sicherheitstüren bei Wohnungen boomen. Hausbesitzer kaufen mehr Alarmanlagen.

Immer mehr Österreicher rüsten auf und wollen sich Sicherheit erkaufen. Der Umsatz der Branche mit einbruchshemmenden Türen für Wohnungen und Häuser in Österreich stieg 2015 auf 130,3 Millionen Euro, zeigt der aktuelle Branchenradar des Consulters Kreutzer Fischer & Partner.

Vor allem bei Wohnungen wird kräftig investiert. Der Trend geht dabei klar zu Türen der oberen Sicherheitsklassen (Widerstandsklasse RC3 und RC4). So ist die Nachfrage nach Sicherheitstüren der höchsten Klasse im Jahr 2015 im Vergleich zum Vorjahr um 300 Prozent gestiegen. Und das, obwohl die Zahl der Einbrüche vergangenes Jahr um neun Prozent gesunken ist. Wohnungstüren werden demnach generell nur noch als Sicherheitstüren angeboten.

Im Gegensatz zu Wohnungen ist bei Einfamilienhäusern nur jede zweite Eingangstür eine Sicherheitstür. Grund dafür sei, dass in Häusern vor allem auf anderen Wegen – z. B. über das Kellerfenster oder die Terrassentür eingebrochen – wird. Bei den Besitzern von Einfamilienhäusern stieg daher die Nachfrage nach Rollläden und Alarmanlagen.

Sicherheit: Das Geschäft mit der Angst
Die Unsicherheit werde von Politik und Medien geschürt, sagt Reinhard Kreissl vom Institut für Rechts- und Kriminalsoziologie: "Die Themen Flüchtlingskrise und Notstand beherrschen seit Monaten die Medien. Das sind Angst-Themen. Indem man selbst aktiv wird und etwas unternimmt, kann Unsicherheit abgebaut werden. Genauso, wie sich jetzt viele eine Waffe kaufen oder einen Selbstverteidigungskurs absolvieren", sagt Kreissl. Der Kriminalsoziologe nennt es einen Hype, der vorübergehen werde, wenn sich die politische und mediale Berichterstattung wieder auf anderen Themen konzentriert.

Soziale Netzwerke

Dass Medien Einfluss auf das Sicherheitsgefühl haben, meint auch Herwig Lenz, Leiter der Abteilung Kriminalprävention im Bundeskriminalamt: "Damit meine ich nicht nur Zeitungen, sondern vor allem soziale Netzwerke. Wir werden überladen von Nachrichten aus aller Welt. Da entsteht der Eindruck, ich muss mich schützen und etwas tun."

Welche Bedeutung die Anschaffung von Sicherheitstechniken haben kann, weiß Dina Nachbaur von der Opfer-Hilfsorganisation Weisser Ring. "Die eigene Wohnung soll ein Ort der Entspannung sein, wo man sich sicher fühlt. Jede Investition, die dieses Gefühl verstärkt, ist sinnvoll", sagt sie. Der Verein ist unter anderem auch Ansprechpartner für Einbruchsopfer. Die Hotline 0800/112112 ist für Betroffene rund um die Uhr erreichbar.

Tipps vom Fachmann

Wie man sein Hab und Gut am besten vor Einbrechern schützt, weiß Andreas Bandion vom nö. Landeskriminalamt. Der Chefinspektor und sein Team halten Vorträge und erstellen Sicherheitsanalysen für Privatpersonen. "Es muss nicht immer eine Sicherheitstür sein. Wichtig ist, dass das Schloss mit einer Mehrfach-Verriegelung ausgestattet ist und dass der Zylinder nicht heraussteht. Sonst hat man schon mit einer Rohrzange leichtes Spiel", erklärt der Kriminalist.

Allerdings, so Bandion, würden die besten Tipps nichts helfen, wenn man die einfachsten Dinge außer Acht lasse: "Eine nicht zugesperrte Haustür oder ein gekipptes Fenster sind für Täter wie eine Einladung." Grundsätzlich gilt: Je länger Kriminelle brauchen, um in ein Objekt einzudringen, desto uninteressanter wird es für sie. In Niederösterreich ist es im Vorjahr bei nicht weniger als 38 Prozent der Einbrüche nur beim Versuch geblieben.

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