Die ersten heimischen Lehrer sind in Berlin

Die ersten heimischen Lehrer sind in Berlin
Berlin sucht dringend Grundschullehrer - auch aus Österreich. Einstiegsgehalt bei 4450 Euro. Konkrete Bewerbungen aus Wien, Kärnten und der Steiermark.

Die Stadt Berlin sucht derzeit händeringend nach Grundschullehrern. Allein heuer sollen noch 1400 Pädagogen eingestellt werden. Um die akute Personalnot irgendwie in den Griff zu bekommen, wirft man jetzt auch begehrliche Blicke über die Landesgrenzen in Richtung Österreich und Niederlande.

"Berliner Schnauze statt Wiener Schmäh"

Mit einer frech-witzigen Kampagne wird seit dem Wochenende versucht, deutschsprachige Lehrer aus den Nachbarländern in die deutsche Metropole zu locken. Mit markig-selbstbewussten Sprüchen wie "Trend statt Tracht", "Kiez statt Kaff", "Piefkes? Wir sind Berlin!" oder "Berliner Schnauze statt Wiener Schmäh" wirbt man nun in heimischen Medien um abenteuerlustige Pädagogen mit Fernweh. Mit Erfolg, wie Beate Stoffers, Sprecherin der Bildungsverwaltung, auf KURIER-Nachfrage bestätigt. "Wir sind selbst überrascht, dass sich in den ersten paar Tagen schon Dutzende Interessenten gemeldet haben."

Die ersten heimischen Lehrer sind in Berlin

28 statt 22 Wochenstunden

Unter anderem gebe es auch bereits konkrete Bewerbungen aus Wien, Graz, Feldbach in der Steiermark und Obervellach (Kärnten). Das attraktive Einstiegsgehalt dürfte dafür eine nicht unwesentliche Rolle spielen. "Kein Schmarrn! Mit 4450 Euro starten", wird propagiert. Brutto ist das fast doppelt so hoch wie hierzulande (2500 Euro). Allerdings gilt es auch 28 statt der in Österreich üblichen 22 Wochenstunden zu absolvieren.

Dass die Grundschule in Berlin anders als unsere Volksschule sechs Schulstufen hat, sollte laut Stoffers kein allzu großes Problem darstellen. "Wer schon Praxiserfahrung hat, dem wird diese 1:1 angerechnet. Und für Berufseinsteiger gilt es nur einen halbjährlichen Anpassungskurs zu absolvieren, der auch berufsbegleitend gemacht werden kann."

"Alle sind herzlich willkommen"

Günstige Lebenshaltungskosten, gute Infrastruktur für Familien (etwa die weitgehende Kostenfreiheit der Kindertagesstätten) und die Erfahrung, in einer der spannendsten Städte der Welt zu leben, seien weitere Pluspunkte, die für Berlin sprächen. Beim Berlin-Tag am 23. April, einer Messe der Berliner Schulen, wird Lehrkräften, die sich für einen Wechsel in die deutsche Hauptstadt interessieren ein Forum geboten. Stoffers: "Alle sind herzlich willkommen."

Interessenten sollten sich für ihre Bewerbungen aber nicht allzu lange Zeit lassen. "Ende April/Anfang Mai beginnen die ersten Castings."

In Oberösterreich, wo derzeit rund 850 Pädagogen auf einen Job warten, betrachtet man die Abwerbeversuche aus Berlin sportlich. "Wenn Lehrer auf die Weise Erfahrungen sammeln können, begrüßen wir das natürlich", betont Landesschulratspräsident Fritz Enzenhofer.

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Enzenhofer hält Strukturdiskussionen für nebensächlich. Er würde das Geld in die Schulen
stecken.
Diese Pädagogen müssten auch nicht fürchten, dass sie auf der Warteliste zurückgereiht werden, sollte ein Platz frei werden und sie aber noch in Berlin tätig sein. Zusatzqualifikationen würden angerechnet: "Ich hab' selber einen Mitarbeiter, der in einer Schule in Bayern Erfahrung gesammelt hat – es hat ihm nicht geschadet."

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