Wirte-Aufstand gegen Rauchverbot

Knapp tausend Demonstranten versammelten sich Mittwochabend am Schärdinger Stadtplatz.
Hunderte Gastronomen empörten sich in Schärding über Regierungspläne: "Wir marschieren nach Wien!"

Wir lassen uns nicht bevormunden", "Wir Wirte wissen selbst am besten was unsere Gäste wollen", "Jetzt sind wir in Schärding, aber wir marschieren auch nach Wien" – Aufgeheizt war die Stimmung am Mittwochabend am Stadtplatz von Schärding im Innviertel (OÖ): Knapp tausend Demonstranten, darunter vor allem Lokalbetreiber, hatten sich zur Kundgebung gegen das geplante generelle Rauchverbot in der Gastronomie versammelt.

Ihren Protest haben die Wirte gut organisiert. Auf dem Stadtplatz stehen blumengeschmückte Tische mit Unterschriftenlisten, als Rednerbühne für Gastronomievertreter und Lokalpolitiker dient die Ladefläche eines Brauerei-Lkw. An einer Bar gibt es Freibier und für den Hunger heißen Leberkäse. In den Redepausen spielt die Blasmusik. Da wundert es nicht, dass sich auch viele Schaulustige solidarisieren und zugreifen. Selbst aus Niederösterreich und aus der Steiermark sind Sympathisanten angereist.

Eine illustre 30-köpfige Runde aus resoluten Wirten und jungen Pub-Betreibern aus dem Raum Ybbs, Amstetten und St. Valentin mietete einen Bus, um den Kollegen in Schärding zur Seite zu stehen. Tagtäglich wird in ihren Gaststuben über das Rauchverbot debattiert, berichten sie. Auf Abruf kommt eine ganze Palette an Gegenargumenten, die bis hin zur massiven existenziellen Bedrohung reichen. "Zwischen dem Landgasthof und dem feinen Speiselokal ist ein Unterschied. Wir brauchen die Gäste, die zum Bier die Zigarette wollen", erklärt die Amstettener Wirtin Helga Orthmayr. Weniger Konsum und Verlust von Jobs in der Gastro-Wirtschaft seien die Konsequenzen.

Bei der Demo kommen unterdessen auch die Politiker zu Wort: Leo Steinbichler, Abgeordneter des Team Stronach, erntet viel Beifall für seine Forderung, dass in die Politik endlich wieder "Hausverstand" einkehren müsse.

"Wirte-Killer"

Kritische Worte sind im Alkohol- und Zigarettendunst weniger gefragt: "Ich bin gegen zu viel Bürokratie. Aber es geht auch um den Schutz von Nichtrauchern und Mitarbeitern. Die Wirtshauskultur ist nicht allein vom Rauchen abhängig." Dafür wird Gastredner Johann Hingsamer (ÖVP), Präsident des oö. Gemeindebunds, ausgepfiffen. Einige skandieren sogar empört "Wirte-Killer".

Abseits der Demo lässt es sich mit vielen vernünftiger reden "Irgendwann muss man sich einmal auf Zusagen der Politik verlassen können", fordert Markus Hofbauer vom Cafe-Restaurant Barista. Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) habe die aktuelle Raucher-Regelung in Lokalen vor ein paar Jahren noch gelobt. "Warum er kurz vor der Wirtschaftskammerwahl das Fassl generelles Rauchverbot aufmacht, verstehe ich nicht."

Gerhard Beham, Betreiber der Musikbar "Shameless" will sich nicht entmündigen lassen. "Wenn ein generelles Rauchverbot kommt, ist Stress vorprogrammiert. Dann gehen die Raucher vor die Tür und die Anrainer beschweren sich."

Dass Zeltfeste und Vereine von der Regelung ausgenommen werden sollen, sei eine Ungerechtigkeit gegenüber den Wirten, die brav ihre Steuern zahlen.

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